Cranberry-Erdnuss-Kastenkuchen

Über die Frage, ob ich in meinem Blog auch Rezepte posten soll, habe ich lange gebrütet. Einerseits gibt es wirklich wichtigere Dinge als Essen. Andererseits: Eigentlich nicht. Und weil ich selbst so gern Rezepte aufstöbere, poste ich ab heute gelegentlich, was ich besonders lecker finde. Ich sehe ein, dass die Fantasiewelt von Kochbüchern mit der tristen Realität in unseren Vorratsschränken nichts zu tun hat, und werde daher, wann immer möglich, hinter jeder Zutat in Klammern angeben, wodurch sie notfalls ersetzt werden kann. Niemand muss wegen einer Messerspitze Muskatblüten durch die ganze Stadt fahren.

Cranberry-Erdnuss-KastenkuchenLos geht’s mit einem köstlichen (Trrrommelwirbel): Cranberry-Erdnuss-Kastenkuchen. Geschmacklich eine dreiste Kreuzung aus englischem Teekuchen, fruchtigem Zitronenkuchen und gehaltvollen Erdnussbutterkeksen.
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10 Sätze über vegane Fleischersatz-Produkte

Niemand wird Veganer, weil ihm Fleisch nicht schmeckt.

Wie die Meisten hatte ich, bis ich groß und stark war, schmatzend eine Menge Schnitzel, Bratwürste, Broiler, Steaks und Knackwürste verdrückt und einige Hundert der leckersten Bouletten der Welt, die leider nur meine (!) Mutter herstellen konnte. Wie für die Meisten war die Völlerei der Genuss von Fleisch in meinem Elternhaus eine leckere Selbstverständlichkeit, auf die mein Geschmacksempfinden jahrelang konditioniert wurde, wie meine Hündin auf meinen Pfiff.

Das änderte sich nicht, als mir schließlich dämmerte wie viel Leid ich mit zu verantworten habe, damit die heiße Bockwurst schließlich fettspritzend unter meinem beherzten Biss zerplatzen kann. Das änderte sich auch nicht, als ich kapierte, was für eine ökologische Katastrophe die Produktion von knusprigen Chicken Wings ist; ich fürchte ehrlich gesagt, das wird sich nie ändern.
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10 Sätze: Was mich Pferdefleisch lehrte

In meiner Kindheit gab es einen Pferdemetzger am anderen Ende der Stadt. Wann immer ich mit meiner Mutter in der Nähe war, haben wir dort gegessen: Pferde-Roster. Soweit ich mich erinnere, waren sie merkwürdig hautlos, hatten eine Konsistenz wie lockerer Hackbraten und schmeckten süßlich, salzig, so ähnlich wie Lamm.

Als ich neun Jahre alt war, verweigerte ich plötzlich den Verzehr von Pferdebratwürsten, nachdem mir ein Pferd sehr nahe gekommen war. 10 Sätze: Was mich Pferdefleisch lehrte weiterlesen

Peta: Why too much sex can be a bad thing

Angekündigt war es schon lange, nun ist es soweit: Peta hat die Webseite peta.xxx live geschalten und unterhält damit eine eigene Präsenz im für Hardcore-Pornografie reservierten Kreis der Top-Level-Domains. Aufmacher der Seite sind Videos, in denen sich drei Ausnahmepornosternchen  halbnackt in Fotoshootings für Peta-Kampagnen räkeln (von denen ich eine schon an anderer Stelle besprochen habe). Dazwischen gibt’s Interviewsequenzen, in denen sie für die Kastration von Hunden und Katzen aussprechen. Begründet wird das mit folgender Gedankenkette:

  • Nicht kastrierte Haustiere vermehren sich unkontrolliert
  • überflüssige Haustiere werden ausgesetzt
  • ausgesetzte Haustiere werden entweder von Wildtieren getötet oder müssen eingeschläfert werden
  • dieses Leid kann nur verhindert werden, in dem man Hunde und Katzen kastriert

Kurios finde ich, dass die Haltung von Haustieren grundsätzlich nicht in Frage gestellt wird, obwohl Peta das ansonsten tut. Stattdessen wird in einem Video sogar mit einer lebenden Schildkröte posiert, die ängstlich zu fliehen versucht. Ebenso wenig wird in Betracht gezogen, dass die Kastration auch leidvoll für ein Tier sein kann (wie ich hier herausgefunden habe). Stattdessen argumentiert Ron Jeremy eher mittelmäßig wissenschaftlich:

  • Hunde zu kastrieren macht sie kein bisschen weniger männlich.
  • Kastrierte Männer wären aber sehr wohl weniger männlich als unkastrierte.
  • Männer, die männliche Hunde wollen, sind wahrscheinlich klein und fahren große Autos. (Jawohl, allen Ernstes.)

Sehr amüsant finde ich, wie Peta auf der übrigen Seite mit gängigen Pornografie-Klischees kokettiert. In der Rubrik Sexy Photos finden sich Bilder von Demonstrationen halbnackter Aktivistinnen sortiert in die Bereiche In Public, In Showers, In Cages, und With Food. Im Kapitel Hardcore Videos zeigt Peta schockierende Filme aus Tierfabriken, Schlachthöfen und Versuchslaboren. Und auf der Seite Sex Tips wird über die aphrodisierende Wirkung veganer Lebensmittel schwadroniert. Vieles ist aus anderen Kampagnen recycelt, weshalb die Seite ein bisschen zusammen geschustert wirkt.

Begründeter Sexismus

Neu ist, dass Peta ausführlich darauf eingeht, warum sie auch auf sexistische Propaganda zurückgreift, um für Tierschutz und Tierrechte zu sensibilisieren. “Jeder sollte die Freiheit haben seinen Kopf und seinen Körper als politisches Instrument zu verwenden.”, heißt es. Daher will sie ausdrücklich jeden Kanal nutzen um die eigene Botschaft zu verbreiten. Außerdem erklärt Peta, dass sie (anders als ihre industriellen Gegner) nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um mit politisch korrekter Werbung die entsprechende Aufmerksamkeit zu erzielen. Deshalb sei sie auf die virale Verbreitung der oft günstig produzierten Spots angewiesen. Die ist durch die zuverlässig aufbrausende Welle der Empörung nach jedem sexistischen Tiefschlag garantiert. Nach wie vor gilt: Sex sells. Was auch dadurch bewiesen ist, dass ich diesen Beitrag schreibe und Du ihn liest.

Erwartungsgemäß fehlt der Seite jegliche kritische Auseinandersetzung mit Pornografie. Diese ist aber gerade bei den Protagonisten der Seite durchaus angebracht bitternötig.

Sasha Grey drehte zwischen ihrem 18 und 21 Lebensjahr einhundertneunundachtzig Hardcore-Pornofilme, die sich allesamt dadurch auszeichnen, dass sie neue Maßstäbe in Sachen sexueller Erniedrigung und Brutalität setzen. Angezogen kann man Grey in einer Aufzeichnung der Tyra-Banks-Talkshow erleben, die meiner Meinung nach Bände über ihren psychischen Zustand spricht.

Jenna Jameson wurde im alter von 16 Jahren von vier betrunkenen Männern mit Steinen niedergeschlagen und vergewaltigt und darüber hinaus von ihrem Onkel sexuell missbraucht. Sie und ihre Therapeuten finden, dass das mit ihrer Pornofilmkarriere rein gar nichts zu tun hat.

Ron Jeremy hält mit eintausendsiebendhundertfünfzig Sexfilmen den offiziellen Guinness-Rekord für die größte Anzahl an Auftritten in Pornos. In seiner Karriere hat er mit über 4.000 Frauen geschlafen, darunter eine 87-jährige Seniorin. In seiner Autobiografie und zahlreichen Interviews gibt er an, sehr darunter zu leiden, von aller Welt nur auf seinen 24,5 cm langen Penis reduziert und von niemandem ernst genommen zu werden.

Und die Tiere?

Ich behaupte, dass alle drei Akteure sehr erhebliche seelische Verwundungen erlitten haben. Wenn ich sie sprechen höre, empfinde ich mehr Mitgefühl für sie als für die geschundenen Tiere, deren Leid sie zu mildern versuchen. Alle drei führen geradezu auf, wie kaputt Pornografie ihre Akteure macht. Wenn sie dann den pseudosexiesten aller Schlafzimmerblicke aufsetzen und “Sometimes, too much sex can be a bad thing.” hauchen, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.

Der mit Tierleid rein gar nichts zu tun hat.

Ferkelkastration: Das Wohl des Tieres hat Priorität. Ab 2017.

Im Grunde ist die gestern im Bundeskabinett beschlossene Reform des Tierschutzgesetzes eine gute Nachricht. Auch, weil damit die betäubungslose Kastration von Ferkeln in Deutschland endlich verboten wird. Allerdings nicht sofort. Auch nicht mit Beginn des nächsten Jahres. Sondern 2017.

Vermeidung von Ebergeruch am Schlachtkörper

Sinn und Zweck der Kastration ist es, den sogenannten Ebergeruch zu vermeiden, der sich bei 10 bis 50 Prozent der männlichen Schweine mit eintreten der Geschlechtsreife entwickelt. Oder einfacher formuliert: Die Verbraucher mögen es nicht, wenn Schweinefleisch nach Schwein riecht. Deshalb darf es das nicht.

38 Kastrationen pro Minute

Und weil das so ist, schneidet man den Ferkeln einfach die Hoden ab. In Deutschland 20 Millionen mal im Jahr, also bei 38 Ferkeln in jeder einzelnen Minute. Dauert ja auch nur ein paar Sekunden, denn in aller Regel erfolgt die Operation ohne schmerzlindernde Medikamente davor, danach oder währenddessen. Selbst das Wort “Operation” ist beschönigend, wovon man sich hier überzeugen kann. Oft wird die Wunde nicht einmal desinfiziert. Das ist laut § 5 Abs. 3 Nr. 1a des bisherigen Tierschutzgesetzes auch völlig in Ordnung ist. Solange das Ferkel noch keine acht Tage alt ist. Danach geht das nicht mehr, was verstehe wer wolle.
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Was mich meine Hündin lehrt

In diesen Augenblicken werden meiner Hündin Eierstöcke und Gebärmutter entfernt. Beide Organe sind entzündet und bereiten ihr Schmerzen. Das ist meine Schuld. Mir ist übel, mir ist kalt und ich fürchte mich.

Milda ist seit fünf Jahren bei mir und genauso lange habe ich mich um die Kastration gedrückt. Eine Operation erfordert immer die Verletzung des Körpers. Sie erfordert immer Narkose, Wunde und Schmerz. Möglicherweise verursacht sie ein Trauma und beschädigt das Vertrauen. Mir war das zu teuer.

Es hat mich nie gestört, dass Milda zweimal im Jahr läufig wurde und ich ihr dann permanent hinterherwischen musste. Sie ist mir auch nie ausgebüxt. Sie war immer gehorsam. Und die Idee, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs zu vermeiden, indem man beides vorsichtshalber entfernt, erschien mir immer – ja, es ist das richtige Wort – pervers. Als würde ich mich prophylaktisch von meiner Prostata trennen.
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2 Millionen Tonnen Fleisch in 91 Tagen

“Im ersten Quartal 2012 wurden in Deutschland 2 Millionen Tonnen Fleisch in gewerblichen Schlachtbetrieben erzeugt.”

Bravo! Das Statistische Bundesamt muss einen sachlichen und neutralen Ton für seine Pressemitteilungen wählen, auch für jene zur jüngsten Entwicklung der Fleischproduktion in Deutschland. Beim oben zitierten Satz ist dies einwandfrei gelungen. Auf den ersten Blick. Heftet man ihn aber nicht schnell genug in den Ordner “Zur Kenntnis genommen” weg, brechen seine Worte auf wie Knospen:

Das ist Literatur! Wie arglos diese fünfzehn Worte daherzukommen versuchen und welche Schlagkraft ihnen doch eigen ist! Wie viel Zeitgeist, wie viel Ideologie und wie viel Kälte darin steckt! Wie präzise der Konsens-Schleier beschrieben ist, den wir kollektiv über Grausamkeiten drapiert haben!

Ich habe Mühe, sachlich zu bleiben und kann mir eine kleine Demontage leider nicht verkneifen.
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Ein Jahr: Ich, rein pflanzlich

Seit einem Jahr lebe ich vegan. Eine gute Gelegenheit für eine Bilanz, finde ich. Und eine gute Gelegenheit zum Verlassen der Seite für alle, bei denen Texte über Veganismus für stark steigenden oder stark fallenden Blutdruck sorgen.

Versuch’s doch einfach

Vom Bulletten-Jieper in der Zeit um mein Diplom mal abgesehen, hatte ich zehn Jahre vegetarisch gelebt, als ich eines sonnigen Abends bei meinem Freund Patrick zum Abendessen eingeladen war. Er hatte Schaschlik gemacht mit Zucchini, Paprika, Aubergine, Gurke und diesem merkwürdigen, faserigen, herzhaften Fleischersatz, den ich bis dato nur vom Hörensagen kannte.  Es war so vorzüglich, dass wir uns wegen permanent voller Münder nur in undeutlichen Wortgruppen verständigen konnten. Patrick erwähnte, dass er schon seit 1994 vegan war und manchmal mit Grauen daran zurückdenke, wie schwierig das in den Neunzigern gewesen sei. Und wie lächerlich einfach es jetzt ist. Von allen Seiten war ich plötzlich vom Veganismus umzingelt: in den Feuilletons wurden Bücher zum Thema besprochen, in meiner Facebook-Timeline erschienen vegane Rezepte, in meiner Nähe wurde ein veganer Fast-Food-Imbiss eröffnet und zwei entfernte Freunde waren kürzlich vegan geworden. Patrick zog das letzte Sojaschnetzel mit den Zähnen vom Holzspieß, stopfte es in eine Backentasche, grinste mich an und fragte: „Warum probierst du es nicht einfach?“ Obwohl ich grundsätzlich höchstens jeden zweiten Trend mitmache, fehlte es mir bei diesem an schlüssigen Gegenargumenten. Ich begann also zu lesen. Duve, Foer, Clements und ein paar vegane Kochbücher. Die China-Study war leider noch nicht draußen. Anschließend war meine innige Liebe zu Käse als einziges ungestrichenes Kontra-Argument auf meiner Liste übrig geblieben. Was mich nicht überzeugte. Ein Jahr: Ich, rein pflanzlich weiterlesen

Ein Radiointerview über Veganismus, Sexismus & PR. Richtig! Über PETA.

Tom Bond, Radiomacher bei  Corax – dem freien Radio im Raum Halle – hat sich über PETA’s jüngste “Veganer sind brutale Lustmolche”-Kampagne wohl genauso geärgert wie ich. Auf der Suche nach weiteren Informationen und Meinungen zum Spot und der dazugehörigen Website ist er auf einen Blogbeitrag von mir gestoßen. Darin veröffentliche ich die Stellungnahme, die mir PETA auf meine Fragen zur Kampagne und meinen Protest dagegen zur verfügunggestellt hat.

Tom bat mich daraufhin um ein Interview für’s Radio. Nachdem sich meine anfängliche Panik gelegt hatte und ich mich darauf besann, dass sich Menschen wie Hather de Lisle schließlich sogar in Fernsehtalkshows als Expertin betiteln lassen, fasste ich mir ein Herz.

My boyfriend went vegan – und hat sich in eine brutale Sexmaschine verwandelt

Einmal mehr greift PeTA mit beiden Händen ellenbogentief in die Jauchegrube des Sexismus, um mit beeindruckender Treffsicherheit neben dem stinkensten Klumpen heterosexueller Normativität diesmal auch einen widerwärtigen Batzen sexueller Gewalt zu Tage zu fördern. Keine besonders objektive Anmoderation, das sehe ich ein, aber nachdem folgender Clip seit 14. Februar bald 3 Millionen mal gesehen wurde – und damit zweifellos zu einem Renner im Netz geworden ist – seien mir drastische einführende Widerworte gestattet.

Weil ich aber einsehe, dass das Schimpfen auf meinem Blog allein wenig bewegen wird, habe ich mich per E-Mail mit PeTA in Verbindung gesetzt und mitgeteilt, dass ich als Fördermitglied des Vereines nicht bereit bin, „dieses Maß an Sexismus, Zementierung überkommener Rollenklischees und Verharmlosung sexueller Gewalt länger mitzutragen oder gar zu finanzieren.“

PeTAs Antwort kam binnen weniger Stunden in Form eines sicherlich tausendfach versandten, daher aber nicht minder lesenswerten Textbausteines.

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