Payback, aber in sinnvoll.

Man muss seine gierig ershoppten Payback Punkte gar nicht für Zweit-Thermobecher oder Notfall-Powerbanks ausgeben. Man kann damit auch Bäume pflanzen. Einen für 100 Punkte.

Payback kooperiert dazu mit der renommierten gemeinnützigen Stiftung Plant for the Planet, die überall auf der Welt Aufforstungsprojekte finanziert und sich vorgenommen hat, eine Billion Bäume zu Pflanzen.

Nun fehlen da noch ein paar, aber jeder kann dazu beitragen, dass sich das ändert, indem er seine Payback-Punkte auf dieser Seite in der Payback-Spendenwelt beisteuert.

Screenshot Payback-Punkte-Spende
Es gibt sogar eine Spendenquittung, wenn man darauf steht.

Nein, weder Payback noch Plant for the Planet bezahlen mich für diesen Beitrag. Und ja, ich weiß, dass Payback eine kapitalistische Datensammelmaschine ist, die jeder, dem seine Privatsphäre etwas bedeutet meiden sollte. Aber genauso selbstlos, wie man seine Payback-Punkte für den guten Zweck einbringen kann, könnte man ja auch seine Payback-Karte über die Payback-App, Google Pay oder andere Kundenkarten-Apps mit 3, 4 guten Freunden teilen und seine Daten so anonymisieren.

Ich sage nicht, dass man das darf. Ich sage nur, dass man könnte. Und dass es ein sehr billiger und sehr wirksamer Beitrag zum Klimaschutz wäre, der sich nur dadurch toppen ließe, dass man gar nicht erst shoppt.

Lese-Empfehlung: Tschick

@borednoww fragt nach meinem aktuellen Lieblingsbuch und gibt mir damit endlich einen Grund, doch noch eine persönliche Empfehlung für einen Roman auszusprechen, der bei seinem Erscheinen vor zwei Jahren schon überall empfohlen wurde: Wolfgang Herrndorfs “Tschick”.

Das Setting ist auf den ersten Blick wenig ansprechend für Menschen jenseits der Pubertät: Zwei Achtklässler knacken in den Sommerferien ein Auto und kurven damit orientierungslos durch Brandenburg. Dabei erleben sie allerlei Abenteuer, treffen auf schrulligste Figuren, werden dicke Freunde usw. usf.  Lese-Empfehlung: Tschick weiterlesen

10 Sätze über die nötige Revision öffentlicher Urteile

“Ich kommentiere natürlich Gerichtsentscheidungen nicht, kann aber sagen: Die Tatsache, dass Hoeneß jetzt dieses Urteil so angenommen hat, nötigt mir hohen Respekt ab.”, sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern in Münchener Pressemikrofone. Auch Seehofer, Seibert und Beckenbauer sind ganz ergriffen von dieser – wovon eigentlich? Von dieser Selbstverständlichkeit würde ich sagen: Ein Gericht fällt nach einem fairen, genau beobachteten und offenbar einwandfreien Prozess ein Urteil und der Verurteilte nimmt es hin. Was bitte soll er denn sonst tun? 10 Sätze über die nötige Revision öffentlicher Urteile weiterlesen

10 Sätze über den Engel mit den Eisaugen

Im Jahr 2007 wurde die in Italien studierende Britin Merdith Kercher ermordet in ihrem WG-Zimmer aufgefunden. Ihre Mitbewohnerin, die Amerikanerin Amanda Knox und deren italienischer Freund Raffele Sollecito wurden seitdem in mehreren Indizienprozessen des gemeinschaftlichen Mordes mal schuldig und dann wieder frei gesprochen; gestern nun wieder schuldig, aber auch dieses Urteil wird nicht das Ende der Geschichte sein.

Ich verstehe, dass der Tod der Meredith K. für deren Familie, das Ende der Welt bedeutet; warum der Rest Welt aber ein solches Interesse an dem Fall haben sollte, dass man heute kein deutsches Nachrichtenangebot konsultieren kann, ohne vom neuerlichen Urteil zu erfahren, verstehe ich nicht.

Was macht den Fall so besonders?

Sind spin doctors im Spiel, Agenturen also, die dafür sorgen, dass der Fall in den Medien bleibt, um Druck auf die Justiz auszuüben? Vielleicht, aber wahrscheinlicher erscheint mir eine andere Begründung: Amanda Knox ist schön. Manche Journalisten entdecken in ihrer Aura etwas Geheimnisvolles; die Suche nach dem “Engel mit den Eisaugen” ergibt 224.000 Treffer auf Google (und jetzt noch einen mehr).

Wir mögen Geschichten – insbesondere solche, in denen tragische Todesfälle vorkommen – und wir mögen das Schöne, insbesondere, wenn es auch ein bisschen gefährlich ist, das kann man am Vampirhype der letzten Dekade leicht nachweisen. Leider mögen wir es offenbar auch, wenn sich Nachrichten, Geschichten und Projektionen, miteinander vermischen.

Das kann für die Betroffenen leider dann sehr tragisch enden – und zwar in echt.


10 Sätze & ein „Oh.“ über den Hitzlsperger-Hype

Ein prominenter Mann erklärt öffentlich, dass er sich in Männer verliebt.

Der deutsche Regierungssprecher lobt diesen Schritt im Namen der Bundesregierung, Ex-Außenminister Westerwelle zollt größten Respekt, Premierminister Cameron drückt seine Bewunderung aus, Fußballfunktionäre und andere Sportler erklären in jede Kamera wie toll, toll, toll sie alles finden. Die Kombination “Hitzlsperger” und “Coming-Out” erzielt nach vier Tagen 8,7 Millionen Treffer bei Google.

Sicher, dass das hier dieses 21. Jahrhundert ist, von dem alle reden? Irgendwie bin ich peinlich berührt. 10 Sätze & ein „Oh.“ über den Hitzlsperger-Hype weiterlesen

4 x 10 Sätze: Der Rundum-Rant zur Bundestagswahl

10 Sätze über die Merkel-Raute
Man muss kein Rhetorik-Trainer sein um zu begreifen, wofür diese Geste steht: Für Hilflosigkeit. Sie ist die einfachste Antwort auf die quälende Frage: Wohin mit meinen Händen? Sie ist der letzte gute Tipp, der Menschen, die nicht gern vor Menschen sprechen mitgegeben wird, bevor man sie auf die Bühne schubst. Sie ist der Strohalm, der vor dem Vergraben der Hände in den Hosentaschen oder dem Verschränken derselben auf dem Rücken bewahrt. Sie ist die letzte Rettung um sich nicht nervös in den Haaren zu spielen oder an den Nägeln zu kauen. Sie steht für Unsicherheit, fehlende Körperspannung und die Abwesenheit charakteristischer Gesten, um die eigenen Worte zu unterstreichen. Ganz bestimmt steht sie nicht für Stabilität, Ausgewogenheit oder eine Vagina. 4 x 10 Sätze: Der Rundum-Rant zur Bundestagswahl weiterlesen

10 Sätze über „ein gewisses Unbehagen“ gegenüber der Adoption durch Homosexuelle

Nachdem das Bundesverfassungsgericht letzte Woche klargestellt hat, dass verpartnerte homosexuelle Paare verheirateten heterosexuellen Paaren steuerlich gleichgestellt werden müssen, gibt es nur noch ein Privileg, das  gemischtgeschlechtlichen Eheleuten vorbehalten bleibt: die Adoption von Kindern.

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Volker Bouffier sagte dazu gestern gegenüber dem Spiegel, dass ein eventuelles Adoptionsrecht ein viel schwierigeres Thema sei, als die steuerliche Gleichstellung; schließlich gehe es beim einen nur ums Geld, beim anderen aber (Sie ahnen es!) ums Kindeswohl. Nachdem er einräumte, dass selbstverständlich auch Homosexuelle Kinder liebevoll erziehen könnten, heißt es weiter: 10 Sätze über „ein gewisses Unbehagen“ gegenüber der Adoption durch Homosexuelle weiterlesen

Bildkritik: Über die Vorstellungen von Erfolg

Weil sie mit einem ausgeklügelten Schneeballsystem Tausende Anleger um ihr Geld gebracht haben sollen, sitzen die Gründer der Frankfurter S&K Gruppe, Stephan Schäfer und Jonas Köller seit letztem Dienstag in Untersuchungshaft. Der Fall an sich interessiert mich nicht besonders, aber ein offenbar privates Foto, das dazu auf welt.de veröffentlicht wurde, geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Stephan Schäfer zeigt auf mich im elegant geschnittenen schwarzen Anzug vor einer blassgelben Neubauvilla posierend, flankiert von jungen Frauen in dunkler Unterwäsche, von denen sich fünf in zwei blitzblanken Sportwagen räkeln, zwei weitere Laufsteg-Posen vorführen und sich eine achte mit einer Flasche Champagner den Oberschenkel kühlt.

Ich verstehe, was ich sehe, aber ich bin ratlos. Bildkritik: Über die Vorstellungen von Erfolg weiterlesen

Brüderle – der unverstandene Stratege?

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle fabulierte gestern im ARD-Morgenmagazin darüber, dass man die Wahl des Bundesvorsitzenden von Ende Mai durchaus auf Ende Februar bzw. Anfang März vorziehen könnte, um rechtzeitig gestärkt in den Bundestagswahlkampf zu ziehen. Viele Parteikollegen und Journalisten kritisieren diesen Vorstoß als unüberlegt, kontraproduktiv und regelrecht tollpatschig.

Die leidige Personaldebatte, die sogar tapferen FDP-Ignoranten seit Monaten zum Hals heraus hängt, erhält so ein weiteres schlecht geschriebenes Kapitel. Der zum greifen nahe Wiedereinzug der FDP in den niedersächsischen Landtag könnte so zwei Tage vor der Wahl unnötig gefährdet sein.

Könnte. Genauso gut könnte es nämlich sein, dass Brüderles Aussage ziemlich clever war.
Brüderle – der unverstandene Stratege? weiterlesen

10 Sätze über Nebeneinkünfte von Politikern

Der Versuch, Peer Steinbrück nach seiner Kür zum SPD-Kanzlerkandidaten wegen sehr üppiger Vortragshonorare zum käuflichen Jubelbarden seiner Auftraggeber zu degradieren, ist unanständig, populistisch und irreführend. Deutschen Politikern ist es ausdrücklich gestattet, sich Nebeneinkünfte in beliebiger Höhe zu organisieren, solange sie diese bestimmten Regeln folgend offenlegen – was Peer Steinbrück stets fristgemäß und einwandfrei getan hat. Das Problem ist also, dass Steinbrücks Verhalten eigentlich kein Problem ist.

Wie mir die Fabeln Gauselmann und die FDP, Gerhard Schröder und Gazprom oder auch Mario Draghi und Goldman Sachs lehrten, hat die Bezahlung von Politikern durch Unternehmen nämlich immer ein Geschmäckle, und zuweilen ein unerträglich fauliges.

Dabei ist es weniger kompliziert, als es scheint: Wenn wir möchten, dass die hellsten und kompetentesten Köpfe unserer Zeit Karriere inder Politik und nicht in der Wirtschaft machen, müssen wir ihnen Diäten zahlen, die mit den Gehältern in der freien Wirtschaft mithalten können, auch wenn das teurer wird als bisher. Im Gegenzug dürften wir dann aber erwarten, dass diese von uns gewählten und bezahlten Politiker für uns arbeiten – und für niemanden sonst. Soweit ich das verstanden habe, sind Parteivorsitzender, Minister und sogar Abgeordneter ohnehin Full-Time-Jobs die – sofern man sie gewissenhaft ausfüllen möchte – gar keine Zeit für Nebentätigkeiten lassen.

Zur Vermeidung von Interessenkonflikten und Korruptionsvorwürfen sollten wir Politiker wenigstens für die Dauer ihrer Mandate dazu verpflichten, auf jegliche Nebeneinkünfte zu verzichten. Das freilich werden wir nie tun – denn wer sollte es in unserem Namen beschließen?