Gelesen: Die subtile Kunst des darauf Scheissens von Mark Manson

Eigentlich – ich weiß, es ist ganz schlechter Stil, einen Artikel mit dem Wort “eigentlich” zu beginnen und für diesen Artikel passt das ganz hervorragend – eigentlich lese ich keine Ratgeber-Bücher. Ich bin schon im echten Leben sehr skeptisch gegenüber Menschen, die behaupten, sie wüssten, wie es geht. Für alle. Immer. Im echten Leben kann ich diese Menschen aber argumentativ stellen.

Manchmal legen solche Menschen aber Bücher aus wie Stolperfallen – und diese hat mich gekriegt. Der Titel ist catchy, herrlich zynisch, wunderbar entspannt und ein bisschen skandalös. So leicht bin ich zu kriegen.

Als ich ungefähr ein Viertel davon gelesen hatte, fragte mich eine Kollegin, wie ich das Buch finde. Das hätte mein Rettungsring sein können. Wenn du nach einem wirklich beschissenen, wirklich einsamen Tag in eine Bar stolperst, dich an den Tresen setzt und ein Bier bestellst und vor der unangenehmen Außenwirkung, allein in eine Bar gestolpert zu sein um dich einsam zu betrinken nur dadurch bewahrt wirst, dass dich dieser Cowboy-Typ anquatscht, dessen Lallen dir verrät, dass er sehr offensichtlich schon vor Stunden allein in diese Bar gestolpert ist um sich zu betrinken, und der, weil du selbst nur nickst oder den Kopf schüttelst um schneller trinken zu können, so richtig ins Labern kommt und aus der inneren Gulaschsuppe seines Lebens einen halbzerkauten Fleischklumpen nach dem anderen hochwürgt, um ihn jeweils mit einem Stengel frischer Küchen-Psychologisilie garniert vor dir anzurichten, und den du gewähren lässt, weil das Bier glücklicherweise trotzdem dreht und dich das Gelaber immerhin davor bewahrt, unangenehme Einsichten über dein eigenes beschissenes Leben zu haben, dann dürftest du dich ungefähr so fühlen, wie ich mich bei der Lektüre dieses Buches.

Es wird viel gefickt und geschissen, gekifft und gesoffen, auf fremden Sofas campiert und abgestürzt, vor allem aber – Du ahnst es – immer wieder aufgestanden. Wieso ich fast vier Absätze über dieses Buch schreibe, ohne zu enthüllen worum es eigentlich geht? Weil ich mich vor dieser Frage drücke. Ich habe das Buch fertig gelesen und kann es leider nicht so richtig sagen.

Also, man soll Werte haben. Aber die richtigen. Solche, die man selbst beeinflussen kann. Und die soll man dann befolgen, immer. Beispiele für gute Werte wären Ehrlichkeit und Freundschaft. Und nein, ich erkläre jetzt nicht, wie Freundschaft ein Wert sein kann – ich weiß es doch auch nicht. Und man soll Ziele haben. Erreichbare, aber hohe. Wie beispielsweise ein Internet-Blog zu führen und die Artikel daraus später mal in ein Ratgeberbuch mit catchy Titel zu remixen um richtig Asche zu machen. Und man soll – dass ist der einzige Verweis zum Titel – darauf scheißen, was andere über einen Denken, außer bei den Menschen, die man liebt. Man soll wissen, dass man immer falsch liegt. Dass Scheitern eine Chance ist, beim nächsten Mal richtiger zu liegen. Dass man nichts besonderes ist, und die allergleichen Probleme, die man selbst hat, Millionen andere ebenfalls hatten und haben. Und dann soll man diese Probleme entweder nicht mehr so ernst nehmen oder lösen. Dann hat man anschließend immer noch Probleme, aber bessere.

Ich höre – eigentlich – gern fremden Menschen zu, auch oder gerade wenn ihre Geschichte nicht viel mit meiner eigenen zu tun hat. Aber wenn diese Menschen Metallsporen an ihren Cowboystiefeln tragen und ihren Gürtel mit einer riesigen Bullenkopfschnalle schlie´ßen, muss ich halt kichern. Und wenn diese Menschen mir dann erklären wollen, wie Dinge sind, anstatt wie sie sie empfinden, werde ich halt sauer.

Dinge, die ich anfange, mache ich fertig. Das ist einer meiner Werte. Mist, den ich mir angetan habe, müssen sich andere nicht antun. Das ist ein zweiter.