Gelesen: Die subtile Kunst des darauf Scheissens von Mark Manson

Eigentlich – ich weiß, es ist ganz schlechter Stil, einen Artikel mit dem Wort “eigentlich” zu beginnen und für diesen Artikel passt das ganz hervorragend – eigentlich lese ich keine Ratgeber-Bücher. Ich bin schon im echten Leben sehr skeptisch gegenüber Menschen, die behaupten, sie wüssten, wie es geht. Für alle. Immer. Im echten Leben kann ich diese Menschen aber argumentativ stellen.

Manchmal legen solche Menschen aber Bücher aus wie Stolperfallen – und diese hat mich gekriegt. Der Titel ist catchy, herrlich zynisch, wunderbar entspannt und ein bisschen skandalös. So leicht bin ich zu kriegen.

Als ich ungefähr ein Viertel davon gelesen hatte, fragte mich eine Kollegin, wie ich das Buch finde. Das hätte mein Rettungsring sein können. Wenn du nach einem wirklich beschissenen, wirklich einsamen Tag in eine Bar stolperst, dich an den Tresen setzt und ein Bier bestellst und vor der unangenehmen Außenwirkung, allein in eine Bar gestolpert zu sein um dich einsam zu betrinken nur dadurch bewahrt wirst, dass dich dieser Cowboy-Typ anquatscht, dessen Lallen dir verrät, dass er sehr offensichtlich schon vor Stunden allein in diese Bar gestolpert ist um sich zu betrinken, und der, weil du selbst nur nickst oder den Kopf schüttelst um schneller trinken zu können, so richtig ins Labern kommt und aus der inneren Gulaschsuppe seines Lebens einen halbzerkauten Fleischklumpen nach dem anderen hochwürgt, um ihn jeweils mit einem Stengel frischer Küchen-Psychologisilie garniert vor dir anzurichten, und den du gewähren lässt, weil das Bier glücklicherweise trotzdem dreht und dich das Gelaber immerhin davor bewahrt, unangenehme Einsichten über dein eigenes beschissenes Leben zu haben, dann dürftest du dich ungefähr so fühlen, wie ich mich bei der Lektüre dieses Buches.

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Der unsichtbare Tiefgang

“Frage mich kurz, warum ich aber auch jeden weiteren Dominik Graf-Film gucke.”, twitterte  miss_leelah gestern Abend eine Sekunde, bevor ich es tun wollte direkt aus meinem Herzen.

Arte zeigte “Das unsichtbare Mädchen”, den neuesten Krimi des gefeierten Regisseurs, den er anhand des für ihn maßgeschneiderten Drehbuchs von Friedrich Ani und Ina Jung inszenierte. Ich hatte eingeschaltet, weil ich Ronald Zehrfeld, Silke Bodenbender und auf eine merkwürdige Art auch Ulrich Noethen gern sehe, und sich die Programmzeitschriften verlagsübergreifend darauf geeinigt hatten, den Film als TV-Event des Abends zu hypen.

In allen Besprechungen zum Film heißt es, er würde auf dem Fall der 2001 im echten Leben entführten Peggy K. basieren. In Wirklichkeit jedoch basiert der Film – wie alle Filme Grafs, mit denen ich bisher meine Lebenszeit vergeudete – auf dessen brutaler Aversion gegen Frauen, seinem irgendwo zwischen Mephisto und Old Shatterhand eingemauerten Männerbild und seinen tiefen Zweifeln gegenüber jeglicher Form menschlicher Kultiviertheit.
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