4 x 10 Sätze: Der Rundum-Rant zur Bundestagswahl

10 Sätze über die Merkel-Raute
Man muss kein Rhetorik-Trainer sein um zu begreifen, wofür diese Geste steht: Für Hilflosigkeit. Sie ist die einfachste Antwort auf die quälende Frage: Wohin mit meinen Händen? Sie ist der letzte gute Tipp, der Menschen, die nicht gern vor Menschen sprechen mitgegeben wird, bevor man sie auf die Bühne schubst. Sie ist der Strohalm, der vor dem Vergraben der Hände in den Hosentaschen oder dem Verschränken derselben auf dem Rücken bewahrt. Sie ist die letzte Rettung um sich nicht nervös in den Haaren zu spielen oder an den Nägeln zu kauen. Sie steht für Unsicherheit, fehlende Körperspannung und die Abwesenheit charakteristischer Gesten, um die eigenen Worte zu unterstreichen. Ganz bestimmt steht sie nicht für Stabilität, Ausgewogenheit oder eine Vagina. 4 x 10 Sätze: Der Rundum-Rant zur Bundestagswahl weiterlesen

Brüderle – der unverstandene Stratege?

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle fabulierte gestern im ARD-Morgenmagazin darüber, dass man die Wahl des Bundesvorsitzenden von Ende Mai durchaus auf Ende Februar bzw. Anfang März vorziehen könnte, um rechtzeitig gestärkt in den Bundestagswahlkampf zu ziehen. Viele Parteikollegen und Journalisten kritisieren diesen Vorstoß als unüberlegt, kontraproduktiv und regelrecht tollpatschig.

Die leidige Personaldebatte, die sogar tapferen FDP-Ignoranten seit Monaten zum Hals heraus hängt, erhält so ein weiteres schlecht geschriebenes Kapitel. Der zum greifen nahe Wiedereinzug der FDP in den niedersächsischen Landtag könnte so zwei Tage vor der Wahl unnötig gefährdet sein.

Könnte. Genauso gut könnte es nämlich sein, dass Brüderles Aussage ziemlich clever war.
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Hingehört: Gaucks Dankesredchen

Ich möchte niemandem das genüssliche Gauck-Bashing verderben – manche haben keine anderen Themen – erlaube mir aber darauf hinzuweisen, dass Joachim Gauck erst am kommenden Freitag, dem 23. März um 9 Uhr zum Bundespräsidenten vereidigt wird und dementsprechend erst nach diesem Datum mit einer Antrittsrede zu rechnen ist.

Was wir heute hörten – und was vielerorts bereits wegen zu starker Orientierung auf die Vergangenheit zerfleddert wird – war ein Dankesredchen. Ihr wisst schon: Das, wo bei den Oskars immer Mom, Dad, der liebe Gott und der Präsident der vereinigten Staaten von Amerika gepriesen werden.

Aber selbst diesen Worten waren bereits wertvolle Fakten die Zukunft betreffend zu entnehmen:

  1. Joachim Gauck wird „niemals, niemals eine Wahl versäumen.“ Schließlich musste er 50 Jahre warten, bevor er endlich frei und geheim wählen durfte.
  2. Joachim Gauck hofft auf eine Annäherung zwischen Regierenden und Bevölkerung und wird an dieser Annäherung nach seinen Kräften mitwirken.
  3. Joachim Gauck wird nicht alle Erwartungen, die an seine Person und seine Präsidentschaft gerichtet wurden, erfüllen können, verspricht jedoch
  4. mit allen Kräften und vollem Herzen ja zu sagen zur Verantwortung, die ihm heute übertragen wurde. Dazu gehöre es auch, sich neu auf Themen, Probleme und Personen einzulassen um gemeinsam Antworten auf die Fragen zu finden, die uns heute in Europa und in der Welt bewegen.

Da fällt mir auf: Das ist wirklich nicht viel. Das ist eigentlich nur:

  1. Ja, ich mach’s. Und
  2. Ja, ich bin offen.

Aber immerhin: Daran ist nichts zu beanstanden. Wir sollten ihm 100 Tage Zeit geben, finde ich. Oder wenigstens bis Freitag?