Bildkritik: Über die Vorstellungen von Erfolg

Weil sie mit einem ausgeklügelten Schneeballsystem Tausende Anleger um ihr Geld gebracht haben sollen, sitzen die Gründer der Frankfurter S&K Gruppe, Stephan Schäfer und Jonas Köller seit letztem Dienstag in Untersuchungshaft. Der Fall an sich interessiert mich nicht besonders, aber ein offenbar privates Foto, das dazu auf welt.de veröffentlicht wurde, geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Stephan Schäfer zeigt auf mich im elegant geschnittenen schwarzen Anzug vor einer blassgelben Neubauvilla posierend, flankiert von jungen Frauen in dunkler Unterwäsche, von denen sich fünf in zwei blitzblanken Sportwagen räkeln, zwei weitere Laufsteg-Posen vorführen und sich eine achte mit einer Flasche Champagner den Oberschenkel kühlt.

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Warum der gescheiterte Klimagipfel auch ein erfolg ist

Der Klimagipfel in Kopenhagen hat es sehr deutlich veranschaulicht: Nicht die Politiker können den Klimawandel begrenzen sondern – wenn überhaupt – nur die Menschen. Von ihnen aber jeder Einzelne.

Das Kompromiss-Papier, auf dessen Unterzeichnung sich einige wenige Teilnehmerländer einigten, ist nicht mehr als ein Feigenblatt zur Kaschierung offensichtlich unvereinbarer Interessenskonflikte. Es schreibt lediglich fest, dass versucht werden soll, die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert  im Rahmen von maximal 2°C zu halten. Wer dieses Ziel durch welche Maßnahmen erreichen soll, steht da nicht.

Was ich an der medialen Rezeption dieses Scheiterns sehr verblüffend finde, sind die wüsten Beschimpfungen der sogenannten politischen Klasse, die vornehmlich von deren eigenen Mitgliedern erledigt wird. Grünen-Chefin Claudia Roth beispielsweise posaunte gestern die Parole vom “Gipfel der Verantwortungslosigkeit und der Zukunfts-Blindheit” in jedes Mikrofon, dass ihr zu nahe kam: “Es ist eine Tragödie politischen Versagens, so etwas habe ich noch nicht erlebt.”

Unbestritten ist es eine Katastrophe, das der Gipfel gescheitert ist. Gerade die Regierungen von Schwellenländern wie Indien oder China müssen die Zügel in die Hand nehmen um die Emissionen ihrer Länder so gering wie möglich zu halten. Für uns aber, die wir in einem der reichsten westlichen Industrieländer über die nötige Zeit und die nötigen Ressourcen verfügen diesen Blog-Eintrag zu lesen, hätte auch ein durchschlagender Erfolg nichts an der Faktenlage geändert.

Hierzulande kann jedes Schulkind im Schlaf daher beten, was getan werden muss, um zu retten was zu retten ist. Man traut sich gar nicht mehr über Autos, alternative Energien oder das Sparen derselben zu schreiben, aus Angst, die Menschen zu langweilen. Ein erfolgreicher Gipfel hätte uns nichts gelehrt, war wir nicht schon heute wissen – oder wissen könnten. Der gescheiterte Gipfel aber hat das Potential, uns endlich begreifbar zu machen, dass es in der Hand jedes Einzelnen liegt, durch die Veränderung seines Verhaltens zum Klimaschutz beizutragen.

Das kostet was, das strengt an und wahrscheinlich bedeutet es Verzicht auf Liebgewonnenes. Wem das aber zu viel ist, dem sei die Kritik an Politikern versagt. Ganz offensichtlich braucht er sie, damit sie ihm mit Ge- oder Verboten helfen, seine eigene Verantwortung zu tragen.