10 Sätze: Was mich Pferdefleisch lehrte

In meiner Kindheit gab es einen Pferdemetzger am anderen Ende der Stadt. Wann immer ich mit meiner Mutter in der Nähe war, haben wir dort gegessen: Pferde-Roster. Soweit ich mich erinnere, waren sie merkwürdig hautlos, hatten eine Konsistenz wie lockerer Hackbraten und schmeckten süßlich, salzig, so ähnlich wie Lamm.

Als ich neun Jahre alt war, verweigerte ich plötzlich den Verzehr von Pferdebratwürsten, nachdem mir ein Pferd sehr nahe gekommen war. Genauer gesagt, hatte es mich in den Bauch gebissen, weil es hoffte, seine Koppel endlich verlassen zu können, wenn ich nur endlich nicht mehr im Weg herumstünde.

Ich war dem Pferd nicht böse, verstand ich doch seine Sehnsucht nach Freiheit. Allerdings konnte ich plötzlich nicht mehr verstehen, was uns das Recht gegeben hätte, dieses Tier zu töten, damit wir Bratwürste haben. Die Verkäuferin im Pferdefleischladen konnte mir das auch nicht beantworten, fand meine Frage aber sehr lustig. Meine Mutter erklärte mir, dass gerade Pferdefleisch sehr edel sei, weil Pferde so saubere und schöne Tiere wären.

Ich aber aß Schweine-Bockwurst an der Bude gegenüber, garniert mit Senf und der feurigen Überzeugung, der moralisch Überlegene zu sein.

Später habe ich darüber viel gelacht.

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