Aggressive Homophobie bei DSDS

Dass sich DSDS als mustergültiges Kleinod der institutionalisierten Zuschauerverdummung einen feuchten Dreck um die Grenzen des guten – und sogar des schlechten – Geschmacks schert, holt ja mittlerweile niemanden mehr vom Sofa. Auch daran, dass man ohne ein kürzlich verstorbenes oder sich noch besser in akutem Siechtum befindliches Familienmitglied keine Chance auf seine 15 Minuten Ruhm hat, haben wir uns gewöhnt. Sogar die gnadenlose Inszenierung einzelner Kandidat(inn)en als Zicke, Lügenmaul, Dummchen, Heulsuse, Gigolo oder notlgeile Drecksau mit den Mitteln der modernen Schnitttechnik regt niemanden mehr auf und zündet daher kein Publicity-Feuerwerk.

Was mich aber wie eine Rakete abgehen lässt ist, dass man jetzt die Homosexualität eines Kandidaten nutzt, um den angerosteten und mit mittelmäßig cleverem Kandidatenmaterial nur noch lauwarm befeuerten Unterhaltungsdampfer wieder in Fahrt zu bringen.

Kristof Hering ist 22, schwul, lebt in Beziehung mit einem 53 Jahre alten Mann und mag Schlager. Es muss einige Verleumdungen von und Streitigkeiten mit anderen Kandidaten gegeben haben, über die ich nicht viel weiß, da ich die Show nicht kucke. (Glaubt mir jetzt kein Mensch mehr, stimmt aber wirklich.)

Auf Facebook braust dem geborenen Schwiegermutterliebling derzeit ein formidabler Shitstorm ins strahlende Lächeln, in dessen Zentrum einzig und allein dessen Schwulsein steht. Wenn man sich die Mühe macht, sich auf die zumeist sehr fantasievolle Grammatik einiger Kommentare einzulassen, kann einem Himmelangst werden.

Ich persönlich bin – von meinem Elfenbeinturm herab ins Land schauend – ehrlich überrascht, dass es so himmelschreiend dämlichen, beunruhigend aggressiven und jämmerlich gedankenlosen Schwulenhass hierzulande überhaupt noch gibt. Noch beklemmender finde ich es aber, sich damit auseinanderzusetzen, wer ihn äußert: Vertreter der Generation nämlich, die in 15 oder 20 Jahren die Geschicke dieses Landes lenken sollen.

Was man dagegen tun kann? Ganz konkret? Sich 20 Minuten Zeit nehmen und auf Kristofs Seite zurück kommentieren. Oder die beleidigenden Beiträge einfach an Facebook melden. Darüber hinaus wird wohl nur helfen, in Zukunft noch häufiger und leidenschaftlicher öffentlich schwullesbisch zu Knutschen.

Harte Arbeit, das, ich weiß.

Update 26.03.
Mit großer Freude habe ich gerade bei DWDL aufgeschnappt, dass DSDS zurzeit von so wenigen Leuten gesehen wird, wie lange nicht. Natürlich gucken immer noch viel zu viele und der Anteil derjenigen, die aus Protest nicht eingeschalten haben, dürfte außerdem verschwindend gering sein. Die meisten waren wahrscheinlich einfach im Biergarten. Aber immerhin. Nehmt dies!