Konsumiert nicht, gestaltet! Eine Laudatio den Aufständigen.

Ich gestehe unumwunden: Ich mag Joachim Gauck. Das ist weder rational noch objektiv, aber eben nicht zu leugnen. Dementsprechend voreingenommen bin ich. Daher hatte ich beschlossen, eine Nacht über seine Antrittsrede zu schlafen, um mit etwas Distanz und einem kühlen Herzen vielleicht doch noch Kritikwürdiges zu entdecken, Nichtgesagtes, Verschwiegenes, Missgedeutetes oder Missverstandenes. Aber es bleibt dabei: Ich bin begeistert. Ich finde, Gauck hätte es nicht besser machen können. Ich empfehle nachdrücklich, seine Rede selbst durchzulesen oder anzusehen.

Weil meine geneigte Leserschaft von mir aber guten Service gewohnt ist, hier eine Zusammenfassung der Punkte, die mich persönlich am stärksten berührt haben:
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Hingehört: Gaucks Dankesredchen

Ich möchte niemandem das genüssliche Gauck-Bashing verderben – manche haben keine anderen Themen – erlaube mir aber darauf hinzuweisen, dass Joachim Gauck erst am kommenden Freitag, dem 23. März um 9 Uhr zum Bundespräsidenten vereidigt wird und dementsprechend erst nach diesem Datum mit einer Antrittsrede zu rechnen ist.

Was wir heute hörten – und was vielerorts bereits wegen zu starker Orientierung auf die Vergangenheit zerfleddert wird – war ein Dankesredchen. Ihr wisst schon: Das, wo bei den Oskars immer Mom, Dad, der liebe Gott und der Präsident der vereinigten Staaten von Amerika gepriesen werden.

Aber selbst diesen Worten waren bereits wertvolle Fakten die Zukunft betreffend zu entnehmen:

  1. Joachim Gauck wird „niemals, niemals eine Wahl versäumen.“ Schließlich musste er 50 Jahre warten, bevor er endlich frei und geheim wählen durfte.
  2. Joachim Gauck hofft auf eine Annäherung zwischen Regierenden und Bevölkerung und wird an dieser Annäherung nach seinen Kräften mitwirken.
  3. Joachim Gauck wird nicht alle Erwartungen, die an seine Person und seine Präsidentschaft gerichtet wurden, erfüllen können, verspricht jedoch
  4. mit allen Kräften und vollem Herzen ja zu sagen zur Verantwortung, die ihm heute übertragen wurde. Dazu gehöre es auch, sich neu auf Themen, Probleme und Personen einzulassen um gemeinsam Antworten auf die Fragen zu finden, die uns heute in Europa und in der Welt bewegen.

Da fällt mir auf: Das ist wirklich nicht viel. Das ist eigentlich nur:

  1. Ja, ich mach’s. Und
  2. Ja, ich bin offen.

Aber immerhin: Daran ist nichts zu beanstanden. Wir sollten ihm 100 Tage Zeit geben, finde ich. Oder wenigstens bis Freitag?