Hat Europa wirklich begriffen, was außer Conchita Wurst den Eurovision Song Contest gewonnen hat? Sind wir wirklich so cool? Oder übertreibe ich mal wieder?
Travestie, das weiß ich auch aber leider nicht nur aus eigener Erfahrung, ist ein heißes Eisen. Viel zu oft kippt sie in die bloße Reproduktion überzogener Geschlechterklischees. Dass Männer aber wie kruden Schönheitsidealen hoffnungslos erlegene Frauen aussehen können, hilft niemandem. Und dass es Frauen gelingt, Manta-Kalle aus den 80ern auferstehen zu lassen, macht auch niemanden freier. Denn mit dem Äußeren wechselt auch der Habitus und übrig bleiben: Diven und Gigolos. Die aber haben mit Frausein und Mannsein ungefähr so viel zu tun, wie ein gängiger ESC mit guter Musik.
Bei Conchita ist das anders. Zwar bedient auch sie sich der gängigen Klischees, besitzt aber die Frei- und Frechheit, aus dem abgegriffenen Bauchladen der Geschlechter-Indikatoren solche zu wählen, deren Kombination strengsten verboten ist. Dadurch gelingt es ihr besser als anderen Travestiekünstlern, diese Indikatoren als das zu entlarven, was sie sind: Karnevalsmasken. Kostüme. Instagram-Filter. Jedenfalls keine Schicksale. Nichts Gottgegebenes. Kein „Frauen sind so, Männer sind so“. Über Schönheit & Bedeutung der Conchita Wurst weiterlesen