Vor eineinhalb Jahren schrieb ich einen längeren Beitrag über den Fakt, das schwule Männer in Deutschland kein Blut spenden dürfen. Der Artikel ist hier nachzulesen. Davon ausgehend wurde heute auf App.net darüber diskutiert, ob das Diskriminierung sei oder nicht.
Es ist Diskriminierung. Ich rechne das im Folgenden gern vor. Ganz einfach ist das leider nicht, denn alle Zahlen zum Thema sind geschätzt. Weil das die Zahlen, die zum Spendeverbot für Schwule geführt haben aber auch waren, schäme ich mich dafür kein bisschen.
Man geht davon aus, dass von den 78.000 in Deutschland lebenden HIV-infizierten Personen rund 51.000 Männer sind, die Sex mit Männern haben (MSM). Man nimmt weiterhin an, dass die Mehrzahl der 3.400 HIV-Neuinfektionen des letzten Jahres, auf eben diese Gruppe entfällt (Quelle). So gesehen ist es sachlich richtig zu behaupten, dass das Risiko einer HIV-Infektion durch eine Blutspende, bei Spenderblut von schwulen Männern am höchsten ist. Schwule Männer deshalb jedoch generell von der Blutspende auszuschließen, ist maßlos überzogen.
Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass ungefähr 10 Prozent der Deutschen homosexuell lieben. Laut aktuellem Zensus leben in Deutschland 39 Millionen Männer, von denen dementsprechend 3,9 Millionen schwul sind.
Diese 3,9 Millionen Männer sind von der Blutspende ausgeschlossen, weil 51.000 von ihnen HIV-infiziert sind, also exakt 1,3 Prozent.
Beim besten Willen: Ich kann das nicht vernünftig finden. Wenn es aber nicht vernünftig ist, was ist es dann? Ausdruck angestaubter Ressentiments? Ein gewisses Unbehagen?
In den Fragebögen zur Blutspende sollte für alle Menschen exakt die Formulierung verwendet werden, die augenblicklich nur für Heterosexuelle gilt. Nämlich:
[Ausgeschlossen sind] Personen, deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten, wie HBV, HCV oder HIV bergen [, also]
– Personen mit sexuellem Risikoverhalten, z. B. Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern […]
Das wäre nachvollziehbar, sinnvoll und frei von Diskriminierung.
da die zahlen eben geschätzt sind, erübrigt sich ihr gesamter artikel. ausserdem ist es diskriminierend für spende-empfänger, die auch kinder sein können, sich aufgrund politischer lobby-arbeit einem lebensgefährlichen risiko aussetzen zu müssen. RUSSISCH ROULETTE IM NAMEN DER IDEOLOGIE!!
Da eben diese geschätzten Zahlen auch von der Gegenseite verwendet werden, erübrigt sich ihr Kommentar ebenfalls.
Ich handhabe das so: Die Formulierung ist „Männer, die Sex mit Männern haben“. Wenn ich monogam lebe, bin ich nur ein Mann, der Sex mit einem Mann hat – und nicht mit Männern. Folglich würde ich dann „nein“ ankreuzen und guten Gewissens Blut spenden.
@john dhouk: Nein, es ist nicht diskriminierend, wenn Kinder und andere Blutspende-Empfänger Blut von Schwulen erhalten. Im Gegenteil: Wenn auch Schwule Blutspenden bereitstellen, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass ein Kind eine rettende Blutspende erhalten kann.