Vom 6. Januar 2013 aus gebe ich dir folgenden Rat: Versuch doch bitte, das „Weihnachten? Ohne mich!“-Gezicke in diesem Jahr so kurz wie möglich zu halten, ja? Ich weiß, du brauchst das. Und du machst das schon so lange, dass es beinahe selbst ein Brauch geworden ist, der zum Weihnachtsfest gehört. Aber es ist albern.
Das Spiel funktioniert so: Gerade findest Du Weihnachten fürchterlich kommerziell und seelenlos. Augenblicklich kannst du Besinnlichkeit, Vorfreude oder gar Liebe beim besten Willen nicht empfinden. Die LED-Weihnachtsdeko in den Einkaufszentren widert dich an und die Menschen, die sie fotografieren, um sie mit „Awww!“ etikettiert ins Netz stellen, möchtest du schütteln damit sie zur Vernunft kommen. An jeder Ecke schreit dir entgegen, worum es wirklich geht: Ums Fressen, ums Saufen und ums Geldausgeben. Und außer dir, mein Lieber, und deiner Hand voll Freunden, begreift gefühlt niemand, was für ein Monster diese Weihnachtsmaschine eigentlich ist. Wie viele Schweine sie schlachtet um die Abertausenden „Bratwürste am laufenden Meter“ zu füllen, wie viel Strom sie sinnlos verballert, um stimmungsvollen Lichtsmog zu verursachen und wie bescheuert es ist, sich stundenlang in die Kälte zu stellen, damit man endlich durchgefroren genug ist, einen Glühwein zu trinken. Wenn du dieser Hydra schon nicht ihre gefräßigen, bräsig grinsenden Köpfe abschlagen kannst, weil der Mob so fröhlich mitspielt, so möchtest du in diesem Jahr wenigstens nicht mitmachen.
Du wirst die Maschine in diesem Jahr ignorieren. Du schwörst dir, dass es im Januar 2014 den Moment nicht geben wird, in dem du mit drei Kilo mehr auf den Hüften die Tagesschau siehst und dich darüber ärgerst, dass irgendein exaltierter Vorsteher irgendeines Einzelhandelsverbandes einmal mehr darüber schwadronieren kann, wie toll das Weihnachstgeschäft im letzten Jahr gelaufen ist. Dieses Mal wird dieser Fatzke keinen Grund haben, dich aus dem Fernseher verwegen anzugrinsen, als kenne der deinen haarsträubenden Nach-Weihnachts-Kontostand besser als du. Dieses Jahr hast du nämlich kapiert, dass diese ganze Schenkerei eine Falle ist.
Wenn du A. eine Platte für 20 Euro schenkst und A. Dir ein Buch für 20 Euro, hat am Ende nur der Einzelhandelsfatzke aus dem Fernsehen profitiert. Für den Beschenkten und Dich ist das Ganze ein Nullsummenspiel. Und darauf wirst du dieses Jahr nicht hereinfallen.
Doch, wirst du. Du fällst jedes Jahr darauf herein. Und das ist prima. Je eher, desto besser. Schenken ist nie ein Nullsummenspiel, denn du hast in deinen Berechnungen die Liebe vergessen. Sich Gedanken über die zu machen, die du liebst und zu überlegen, wie du ihnen eine Freude machen kannst, fetzt nämlich. Und dann wirklich zu schenken und zu sehen, wie sie sich freuen, wie überrascht sie sind, wie sie staunen, das macht regelrecht glücklich. Es macht alle Beteiligten zu glücklichen Kindern und der Zustand des glücklichen Kindseins ist einer der großartigsten Zustände, in den ein Mensch geraten kann. Also zicke nicht rum, sondern stürze dich kopfüber rein.
Tust du das nämlich nicht, bricht am 21. Dezember der große Stress aus und du stolperst fluchend und zeternd durch die Innenstadt oder klickst völlig entnervt langweilige Last-Minute-Geschenke zusammen. Die unmenschlichen Arbeitszeiten bei Amazon und im Einzelhandel sind dann deine Schuld.
So wie deine schlechte Laune auch. Ich höre mir das Geningel dieses Jahr nicht an.
Das sind aber mal wirklich interessante Vorsätze für die anstehende Weihnachtszeit. Ich ticke da ganz anders. Gerade zu dieser Jahreszeit kann ich so herrlich naiv sein. Vollgepackt mit Vorfreude auf das Verpacken und Schenken freue ich mich schon das halbe Jahr auf jede Minute, die ich gemütlich mit Freunden um den Feuerzangenbowlekessel oder mit der Familie um die erzgebirgische Pyramide herumhocken werde. Da ich mich nicht am Weihnachtsshoppingzirkus beteilige (ich kaufe die Geschenke das ganze Jahr über, eben dann, wenn mir irgendo das ideale Geschenk für Person X oder Y begegnet), dann ich die ganzen Schrecklichkeiten rund um “X-Mas” *schauder* gut ausblenden.
Gute Nachrichten: Dein Geschenk ist gestern angekommen und es ist noch SCHÖNER als ich gehofft habe!! Freu mich wie verrückt auf den zweiten Feiertag!