Ich gestehe, dass es schwierig geworden ist, mit mir über den Überwachungs-Skandal zu sprechen. Das liegt daran, dass es da meiner Meinung nach gar nichts zu diskutieren gibt. Aber sehr wohl allerhand zu tun: zu Wechseln, zu Verschlüsseln, zu anonymisieren und wieder aus der Cloud zu holen.
Eine entfernte Freundin, mit der ich gestern einen Kaffee trinken war, machte sich ein bisschen lustig, über meinen “Paranoia-Aktionismus”. Sie versuchte mir schonend beizubringen, dass weder ich noch sie der Nabel der Welt sei und sich wohl kaum jemand die Mühe machen würde, ihre langweiligen SMS und E-Mails zu lesen, ebenso wenig wie meine. Sie sähe deshalb keinerlei Handlungsbedarf. Ich riss mich zusammen und bediente mich der allgemein empfohlenen Einstiegsfrage in Anti-Prism-Diskussionen mit Ahnungslosen:
“Warum hast du Gardinen an den Fenstern?”
Sie konterte mit einem süffisanten “Habe ich nicht.”
Als sie wenig später zur Toilette ging war sie leutselig genug, ihr iPhone offen auf dem Tisch liegen zu lassen. Bei ihrer Rückkehr saß ich krumm über das Gerät gebeugt und tat so, als würde ich völlig vertieft durch ihr Fotoalbum blättern. Irritiert darüber, dass ich sie gar nicht beachtete, nahm sie wieder Platz. Als sie begriff, dass es ihr Telefon war, das ich da in den Händen hielt, sprang sie über den Tisch und riss es mir mit einem beherzten “Ey, spinnst du?!” aus der Hand, etwas zu laut für die gedämpfte Atmosphäre des Cafés.
Ich antwortete ihr grinsend, dass ich mich fürchterlich gelangweilt hätte in ihrer Abwesenheit, und dass ich dachte, sie habe sicher nichts dagegen, wenn ich mich ein bisschen auf ihrem Telefon umschauen würde.
“Schließlich hast du ja nichts zu verbergen.”
“Das ist aber was anderes.”, sagte sie. “Die kennen mich ja nicht.”
“‘Die’ sind sehr wahrscheinlich gar keine Menschen, sondern Computer”, sagte ich, “aber sie kennen dich besser, als dich jemals jemand kannte.”
Sie bat mich daraufhin, ihr wenigstens bei der Verschlüsselung ihrer E-Mails zu helfen. Mission completed.
Und wieder was gelernt: Gardinen-Verächter lassen sich für die Brisanz ihrer Privatssphäre sensibilisieren, indem man sie um die Herausgabe ihrer Smartphones bittet.
Vielleicht hilft dieses Video http://www.youtube.com/watch?v=iHlzsURb0WI bei besonders schweren Fällen weiter. Auf deine Einstiegsfrage solltest du dennoch nicht verzichten 🙂
Das ist wirklich ein tolles und klar verständliches Video. Und glücklicherweise zirkuliert es gerade ziemlich gut.