Ausgerechnet der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt warnt heute in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag vor der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns.Sollte dieser partout nicht zu verhindern sein, müsse der angesetzte Mindestlohn aber entschieden unter dem von Gewerkschaften geforderten Betrag von 8,50 € pro Stunde liegen. Arbeitsplätze müssten sich schließlich rechnen, offenbar vor allem für die Arbeitgeber.
Was Herr Schmidt sicher nicht übersieht, sondern zynisch und wissentlich verschweigt, ist Folgendes: Wer für 8,50 € Stundenlohn in Vollzeit arbeiten geht, hat unterm Strich circa 1.000 € im Monat zur Verfügung, also nicht wesentlich mehr als das Existenzminimum. Wer gezwungen ist, für weniger als 8,50 € zu arbeiten, kann sehr wahrscheinlich eine Aufstockung beim Amt beantragen.
Dass man sich um die Würde von Menschen nicht groß scheren kann, wenn man Vorsitzender der Wirtschaftsweisen werden will, kann niemanden ernsthaft überraschen. Aber dass Schmidt geflissentlich verschweigt, dass die staatliche Aufstockung von Hungerlöhnen nichts anderes als die indirekte Subvention ausbeuterischer Kaufleute aus Steuergeldern ist, ekelt und ärgert mich. Denn sogar er kann es weder moralisch noch betriebs- oder volkswirtschaftlich richtig finden, dass der durch die Arbeitsleistung eines Angestellten erwirtschaftete Gewinn einem Kaufmann zufließt, während die Kosten für diese Arbeitsleistung vom Steuerzahler beglichen werden.
Mag sein, dass bestimmte, sehr niedrig bezahlte Jobs mit der Einführung eines Mindestlohnes wegfallen, umziehen oder bockig mit den Füßen stampfen. Fakt ist aber, dass diese Jobs außer den davon profitieren Unternehmern niemand wollen kann, weil sie alle betrügen: Die Arbeitnehmer, den Steuerzahler und den Wettbewerb.
Ein Gedanke zu „10 Sätze zum Thema Mindestlohn“
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