Hoffnung auf weniger Hoffnung

Die Hoffnung ist ein trügerisches Kind. Eine Hoffnung tritt ins Leben, wie wir Menschen das Licht dieser Welt erblicken – schutzlos und hilfsbedürftig. Sie schreit nach Aufmerksamkeit und Fürsorge. Danach wächst die Hoffnung mit jedem Tag, die sie unserer Brust innewohnt. Wir durchleben rebellische Phasen, in denen es uns schwer fällt sie aufrechtzuerhalten. Trotzdem halten wir daran fest, denn die Hoffnung ist bereits ein Teil von uns geworden und wir lieben sie.

Die Pubertät ist die schwierigste Entwicklungsphase der Hoffnung. Hier werden unsere Nerven wirklich auf die Probe gestellt. Denn wann immer wir die Realität mit unserer Hoffnung konfrontieren, werden wir bitter enttäuscht und zurückgewiesen. Dieser Prozess ist sehr schmerzhaft, aber sehr nötig, denn irgendwann muss die Hoffnung auf die Realität losgelassen werden. Wir zögern diesen Moment gern künstlich hinaus, so wie Eltern den Moment künstlich verschieben, in dem sie ihre Kinder nicht mehr als Kinder begreifen.

Dabei lernen die Eltern etwas sehr Wichtiges: Das Kind existiert unabhängig von den Eltern und diese müssen dem Kind vertrauen. Sehr wahrscheinlich wird es die Erwartungen der Eltern irgendwie enttäuschen, aber was eigentlich zählt ist die Existenz der Familie. So ähnlich verhält es sich mit Hoffnungen auch. Hoffnungen können wir eine Weile mit uns herumtragen und sie modellieren. Aber irgendwann müssen sie in die Realität entlassen werden. Und erst dann sehen wir, was damit passiert. Sie können zerplatzen wie Seifenblasen. Dies wird gern als Scheitern betrachtet. Aber eigentlich ist es dies nicht, denn eigentlich zählt die Existenz der Hoffnung mehr als die finale Realität. Die Hoffnung nährt den Drang nach Veränderung nicht die Realität!

Trotzdem können wir nicht unendlich viele Hoffnungen in uns tragen, denn Hoffnungen müssen gepflegt werden und bedürfen viel Aufmerksamkeit. Ich trage einige meine Hoffnungen schon sehr lange in mir. Sie sind gereift, haben sich verändert und vor allem sind einige dazugekommen. Ich mag meine Hoffnungen, denn sie geben mir Kraft, aber einige meine Hoffnungen sind auch schon sehr alt. Zeit das einige meiner Hoffnungen in die Realität entlassen werden. Das ist eine Hoffnung für 2011.