Die flinken Kenianer entlarvt von den cleveren Deutschen

Wer sich die erschreckend-amüsante und dringend empfehlenswerte Lektüre von Noah Sows Buch “Deutschland Schwarz Weiß” gegönnt hat, weiß, dass bei der On- wie der Offline-Publikation des Spiegel mit der einen oder anderen rassistischen Entgleisung zu rechnen ist.  Wie schnell passiert es doch, dass aus 1,3 Milliarden Chinesen gelbe Spione werden. Wie schnell übersieht man die unerträgliche Lächerlichkeit des Versuches wissenschaftlich zu belegen, dass Schwarze stärker zur Nikotinsucht tendieren. Und dass aus schwarzen Deutschen bei Redaktionsschluss Afrikaner, Schwarzafrikaner, Ausländer oder wenigstens Farbige werden, kann man offenbar auch nicht verhindern.

Was ich vorgestern aber bei der von mir hochgeschätzten Zeit Online entdeckt habe hat mich so aufgeregt, dass ich erst heute darüber schreiben kann. (Zugegebenermaßen hatte ich gehofft, es handele sich hierbei um einen niederträchtigen Angriff hohler rassistischer Hackerwitzbolde, aber der Umstand, dass der Artikel heute immer noch Online steht, spricht deutlich dagegen.)

Die Schlagzeile lautet allen Ernstes: “Kenianer benötigen weniger Sauerstoff zum Rennen”. Deswegen sind es nämlich gerade die Kenianer, die allen anderen Nationen bei der Leichtathletik-WM davon laufen. Und diese wissenschaftlich belegte Erkenntnis lassen wir uns auch nicht dadurch kaputt machen, dass Ausnahmeläufer Usain Bolt seinen Weg zur Legende nicht in Kenia sondern im nur 12.500 km entfernten Jamaica begonnen hat. Herr Bolt ist ja schließlich auch Schwarz, also farbig, und damit ist er irgendwie ja auch Afrikaner, wie die Kenianer eben auch. Das passt schon.

Wie auch immer. Bei den Kenianern ist es nämlich so, dass die Muskelgruppen, die beim Laufen nicht benötigt werden, auch überhaupt keinen Sauerstoff verbrauchen. Und das ist doch prima.

Drei kleine Fragen vielleicht hierzu:

1. Wie nur gelingt  es der Natur,  in ihren evolutionären Entwicklungen die Landesgrenzen von Kenia zu beachten?

2. Wie ist es wissenschaftlich vertretbar, nach der Untersuchung von 10 (!) kenianischen Läufern (!) ernsthaft auf den Genotyp eines ganzen Volkes zu schließen? Und last but not least

3. Wer entdeckt hier eine Muskelgruppe, die nicht benötigt wird?

Naja, vielleicht bin ich auch zu pingelig. Es weißt doch nun wirklich jedes Kind, dass alle Afrikaner wahnsinnig schnell  flitzen, ein urstes Gefühl für Rhythmus, ganz, ganz tolle Stimmen und riesige Genitalien haben. Entschuldigung.

Ein Gedanke zu „Die flinken Kenianer entlarvt von den cleveren Deutschen“

  1. Wenn ich ausgehe, starren mir weiße Männer an Pissoirs ja gern auf den Schniedel. Und immer, wenn sie das tun, rufen sie erstaunt: “OMFG! Es stimmt!” *scnr*

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