Ich bin kein Physiker oder Chemiker. Ich bin Romantiker. Und zwar ein hoffnungsloser. Einer, dem es nicht gelingt, eine zugegeben ziemlich altbackene und müßige Frage der menschlichen Existenz bei Seite zu schieben. Die der Zeit nämlich.
Heute ist der 14. Januar 2008. Zweitausendundacht! Nach meinem persönlichen Zeitgefühl dürften wir maximal am Anfang des Jahres 2003 stehen. Und wenn ich es mir wünschen dürfte, bitte noch knapp vor der Jahrtausendwende. Immer wieder erlebe ich kurze Momente des Schocks bei der Konfrontation mit dem akuellen Datum. Durch die Datumsleiste der Tagesschau zum Beispiel, durch die Vorahnung, dass ich dieses Jahr 28 werde, oder plastischer durch die Erkenntnis, dass Grönemeyers “Bleibt alles anders” heuer zehn Jahre her ist.
Jedem, den ich zwinge 10 Minuten über Zeit nachzudenken wird auffallen, dass die Tage unserer Kindheit scheinbar wesentlich langsamer vergangen sind als heute. Jeder kann sich daran erinnern, wie der Schulranzen am letzten Schultag vor den Sommerferien in der hintersten Ecke des Schrankes verschwandt. Acht Wochen Schulferien waren ziemlich nah dran an nie wieder in die Schule müssen. Nach meiner höchstwahrscheinlich völlig verschobenen Erinnerung hat ein Wochenende damals so lange gedauert wie 14 Tage Urlaub heute.
Ich kenne die populärwissenschaftlichen Erklärungsversuche: Ein Tag dauert in der Kindheit scheinbar länger, weil er einen größeren Anteil an der Gesamtzeit unseres Lebens einimmt. Kinder haben weniger Verpflichtungen und einfachere, klarere Tagesstrukturen. Hierdurch entsteht mehr Platz um das Vergehen der Zeit zu erleben. Kinder erleben aber auch täglich neues, weshalb jeder Tag ein herausragender ist, der klarer erinnert wird.
Das mag alles stimmen. Welche Möglichkeiten habe ich aber heute, an diesen Punkt zurückzukehren? Keine wahrscheinlich. Weil ich ja immer weiter vorwärts muss. Erwartet mich eine Phase ähnlich langsamen erlebens in meiner Zukunft? Im Alter vielleicht? Ich werde es herausfinden. Gefühlt wahrscheinlich schon übermorgen.