Diesen Song hörte ich zum ersten Mal in einem Werbeclip für Nokias neues Windows Tablet. Das Gerät läuft mit dem abgespeckten Windows RT und blieb mir deshalb trotz großer Sexiness suspekt.
Das passt sehr gut zum Song. Denn eigentlich ist es keiner. Es gibt nur zwei Zeilen Text, nur 30 Sekunden mitnickbaren Rhythmus und keine vorhersagbare Struktur. Dafür aber viel technologische Sexiness: alles glatt, alles ultrahoch aufgelöst, alles hell, kühl, perfekt. Kein Ruckeln, kein Knarzen, keine Fingerabdrücke. Ein Hauch vielleicht, der an einer Glasscheibe kondensiert.
Mir gefällt, was das Stück Musik mit Zeit und Gravitation macht. Es gibt harte Brüche, aber wenn der Zeit das Vergehen überhaupt erlaubt wird, dann nur mit minimaler Geschwindigkeit, so dass sich jeder Lichtreflex voll entfalten kann. Dinge in diesem Soundtrack behalten ihre Massivität, aber sie verlieren ihr Gewicht, damit sie in gebührendem Abstand über dem erdigen Boden schweben können.
Der Track lässt viel Platz, aber nicht für Menschlichkeit und Wärme. Mich fasziniert, dass mich das fasziniert. Eigentlich solle es mich gruseln. Ich teile diesen Gedanken, weil er in diese Zeit gehört. Wir entwickeln Technologie, die uns überlegen ist. Wir treten über in den Teil der Geschichte, in dem nicht der Mensch die Technologie steuert, sondern die Technologie den Menschen. Wir können nicht aufhören zu glauben, dass uns Technologie besser macht. Dass sie uns zu ihren Kindern macht, nehmen wir hin.
Wir glauben an die Zukunft. Ich frage mich oft, wie Musik wohl in zehn Jahren klingen wird. Und wenn ich zehn Jahre später dann die Antwort streame, während ich durch den nagelneuen U-Bahn-Tunnel unter meiner Stadt rausche, drückt es mich in die Polster.