Eigentlich ging es um Handys. Handys sind ja seit der Implosion der Mobiltelefonsparte von Siemens, spätestens aber seit der Schließung des Nokia Werkes in Bochum im letzten Jahr kein besonders deutsches Phänomen mehr. Was sich gerade ändern könnte.
Der kanadischer Hersteller der in Businesskreisen zum Ersatzteddy avancierten Blackberry Mobiltelefone RIM eröffnete nämlich ebenso im letzten Jahr an Ort und Stelle ein Forschungszentrum, in dem deutsche Ingenieure an den Nachfolgern der Nachfolger künftiger Handys arbeiten.
Voller Stolz präsentierte das Unternehmen heute auf einer Pressekonferenz das erste Resultat des deutschen Think Tanks: ein neues Handy. Nicht jedoch, ohne der nach Rumänien abgewanderten Konkurrenz von Nokia mit der Bemerkung vor die Füße zu spucken, dass die extrem kurze Entwicklungszeit des Telefons von nur 12 statt üblicherweise 16 Monaten nur aufgrund der besonders effizienten deutschen Arbeitsleistung habe bewerkstelligt werden können.
Als Gastredner geladen war auch der amtierende deutsche Bundestagspräsident Norbert Lammert. Das dieser unumwunden zugab, nicht viel von Handys zu verstehen und statt dessen einen mitellangen Ausflug in die Geschichte des 21. Oktobers machte, weil er sich damit nun mal besser auskenne, blieb den meisten internationalen Journalisten verborgen. Weil diese nämlich kein einziges Wort verstehen konnten. Lammert sprach Deutsch.
Eine englische Journalistin unterbrach ihn schließlich mit dem Zwischenruf: "We don’t speak German.", woraufhin Lammert kurz von seinem Skript aufsah und lächelnd mit “In Germany the most people speak german." konterte, um anschließend zu erklären, dass, falls er Englisch spräche viele andere Anwesende nicht folgen könnten, was doch auch schade wäre. Anschließend bot er der Journalistin in fließendem, beinahe elegantem Englisch an, seine Rede nach der Veranstaltung gern für sie in ihrer Sprache zusammenzufassen.
Womit haben wir es hier zu tun? Mit einem Running Gag? Mit einem Trend? Mit einer verlorenen Wette?
Lammert ist nicht gerade für seine Schlagfertigkeit berühmt, so dass man sich mit einem gerüttelt Maß an mutiger Arroganz dazu hinreißen lassen könnte, ihm zu unterstellen, dass er sich für den Fall des Falles eine entsprechende Reaktion parat gelegt hatte, die er nun tatsächlich vorführte. Was wiederum bedeuten würde, das seine Reaktion wohl überlegt war. Was seinerseits nun wiederum fragt: Warum fiel seine Reaktion so aus?
Ist das eine Form neuen deutschen Selbstbewusstseins zu der uns die schießhundscharfen französischen Sprachwächter inspiriert haben? Ist das faule Scheu vor einer Fremdsprachenrede? Ein beherzter Stinkefinger gegen das arrogante Selbstverständnis englischsprachiger Journalisten?
Im Gegensatz zur tapsigen Verweigerung Westerwelles imponiert mir diese. Sie hat eine Arroganz, die mit Erhabenheit verwechselt werden könnte und eine Schlagfertigkeit die an eloquente Eleganz grenzt.
Quellen: Deutschlandradio, ruhr.business-on.de, heise.de