Christine Lambrecht wird neue Justizministerin. Christine wer? Ja, das habe ich auch gefragt. Und nachdem ich folgendes Video von ihrem ersten Presse-Statement nach der Entscheidung gesehen habe, hatte ich noch mehr Fragen.
Seit 1998 im Bundestag? Wichtige Rolle in der hessischen SPD? Aber warum ist sie dann so unbekannt?
Entweder ist der Eindruck falsch, dass weder CDU noch SPD über ausreichend Kandidatinnen verfügen, die für Minisiterinnenposten infrage kommen würden. Vielleicht gibt es einen großen Pool an fähigen Spitzenbeamtinnen, die wir einfach nur nicht kennen, weil ihnen weder ihre Partei noch die mediale Berichterstattung die Bühne bietet, sich zu zeigen.
Oder es ist vielmehr so, dass die naheliegenderen Kandidatinnen wie beispielsweise Eva Högl zögern, jetzt Ministerin zu werden, weil sie fürchten, dass die große Koalition im Herbst auseinander bricht und ihre Zeit als Ministerin dann schon vorbei sein könnte.
Irritierend finde ich so oder so das Bild, das Lambrecht von ihrer Berufung zeichnet. Malu Dreyer ruft sie zum Geburtstag an, Lambrecht freut sich. Dreyer bleibt nach den Glückwünschen am Telefon und schlägt Lambrecht plötzlich vor Ministerin, zu werden. Eigentlich informiert sie Lambrecht nur über die Entscheidung, dass sie Justizministerin werden soll. Lambrecht willig sofort ein und gibt zwei Stunden später das erste Presse-Statement dazu ab. What a difference a day makes.
Ich hätte über so eine Entscheidung vielleicht gern eine Nacht geschlafen. Oder mit ein paar Menschen in meinem Leben darüber gesprochen, die Instanzen für mich sind. Oder eine Pro- und Kontra-Liste geschrieben. Justizministerin zu werden ist ja keine “Okay, dann mach ich kurz die Kasse und du räumst weiter die Regale ein.”-Entscheidung. Justizministerin zu werden ist eine lebensverändernde möglicherweise jahrelang prägende Entscheidung. Verlangt vielleicht einen neuen Wohnort. Reduziert Freizeit. Bedeutet ein neues Arbeitsumfeld. Neue Kollegen. Einarbeitung. Und sowas entscheidet man morgens und verkündet es nach der Mittagspause?
Okay. Ich bin gespannt.
Ich glaube, sie sieht sich als Dienerin des Staates. Außerdem glaube ich, dass ihre Karriere in der Hinterbank des Plenarsaals stecken blieb und erst mit diesem Anruf eine plötzliche unerwartete Wendung eintrat, die sie nun flux nutz, weil sie weiß, wenn sie es nicht tut, dass sie nie wieder eine solche Chance bekommt. Lieber für eine Nacht auf der Bühne stehen, als gar nicht. letztlich beschleicht mich das Gefühl, dass sie eine kühle Pragmatikerin ist. mal sehen, was das Geburtstagskind demnächst macht. auf alle Fälle zeigt sich bei der Personalie, dass die SPD ein Problem hat, oder anders ausgedrückt, dass Politiker Angst vor ihrer Partei haben. Anders kann ich mir die Entscheidung nicht erklären.