@borednoww fragt nach meinem aktuellen Lieblingsbuch und gibt mir damit endlich einen Grund, doch noch eine persönliche Empfehlung für einen Roman auszusprechen, der bei seinem Erscheinen vor zwei Jahren schon überall empfohlen wurde: Wolfgang Herrndorfs “Tschick”.
Das Setting ist auf den ersten Blick wenig ansprechend für Menschen jenseits der Pubertät: Zwei Achtklässler knacken in den Sommerferien ein Auto und kurven damit orientierungslos durch Brandenburg. Dabei erleben sie allerlei Abenteuer, treffen auf schrulligste Figuren, werden dicke Freunde usw. usf.
danke @ekkoren. wähle mal wieder “alles ist erleuchtet” (<3³) und nominiere @henni811 @the_annikki und @kopfkompass. #lieblingsbuchchallenge
— lily of the valley. (@borednoww) 11. September 2014
Erst beim Lesen habe ich begriffen, wie perfekt dieses Setting ist, wenn man einen Roman übers Hineinwachsen schreiben will. Über das, was man im Coaching-Sprech “sich einer Herausforderung stellen” nennt, oder “Chancen erkennen und nutzen” oder “Neues wagen”. Von fernen winkt etwas Aufregendes, Vielversprechendes, Lebendiges; aber um dorthin zu kommen muss man einen Sprung über einen Abgrund wagen, der einem dunkel und hungrig vorkommt. Anders als in der Kindheit, zwingt einen niemand zu diesem Schritt; das macht es nicht leichter.
Wenn man wie ich knapp jenseits der 30 ist, hat man möglicherweise den Eindruck, dass dieses Hineinwachsen zwar mit der Pubertät anfängt aber danach wider Erwarten nicht mehr aufhört. Man lernt das Hineinwachsen daher lieber mögen. Wie die beiden Jungs in “Tschick”.