Zum ersten Mal hörte ich diesen Song 1998 in einem Kino als Teil des Soundtracks für David Lynchs “Lost Highway”: In einer gottverlassenen Wüstenlandschaft steht ein Pick-Up, dessen Scheinwerfer eine Insel aus Licht in die Nacht werfen, auf deren Mitte sich zwei Menschen in Zeitlupe lieben – Wow.
Der Song ging mir tagelang nicht aus dem Kopf, ebenso wenig wie der Film. Ich war jung und naiv damals und niemand hatte mir gesagt, dass es gerade der Witz an David Lynch Filmen ist, dass sie keinen greifbaren Sinn ergeben.
Ich versuchte den Song zu finden, ich wollte ihn haben, aber es war 1998 und wir hatten nichts – kein Shazam, kein Spotify, keinen Plattenhändler, dem man vorsummen hätte können. Ich kaufte die Soundtrack-CD, die aber ausgerechnet diesen einen Song nicht enthält (- was sie nur ein klitzekleines bisschen weniger fabelhaft macht.) Ich kaufte mir die Videokassette zum Film, obwohl ich mich vom Film inzwischen betrogen fühlte, nicht aber von dem Song.
Eine Freundin erkannte ihn, als wir den Film zusammen sahen – endlich hatte ich einen Namen nachdem ich suchen konnte. Ich lud den Song herunter und liebte ihn. Dann ging die Festplatte mit meinem Musikarchiv kaputt und ich verlor ihn wieder. Auch aus dem Sinn. Vor kurzem landete er mit liebsten Weißt-du-noch-Grüßen in meinem Spotify-Postfach. Und seitdem bin ich wieder ein bisschen besessen.
Man braucht Platz für diesen Song. Am besten eine Dämmerung, am besten ein Wasser an dessen Rand man sitzen kann und jemanden, den man liebt und an den man denken kann. Man braucht volle Lautstärke und vielleicht ein Taschentuch. Dann kann man sich der Sirene furchtlos hingeben. Es lohnt sich. So sehr.