Im Jahr 2007 wurde die in Italien studierende Britin Merdith Kercher ermordet in ihrem WG-Zimmer aufgefunden. Ihre Mitbewohnerin, die Amerikanerin Amanda Knox und deren italienischer Freund Raffele Sollecito wurden seitdem in mehreren Indizienprozessen des gemeinschaftlichen Mordes mal schuldig und dann wieder frei gesprochen; gestern nun wieder schuldig, aber auch dieses Urteil wird nicht das Ende der Geschichte sein.
Ich verstehe, dass der Tod der Meredith K. für deren Familie, das Ende der Welt bedeutet; warum der Rest Welt aber ein solches Interesse an dem Fall haben sollte, dass man heute kein deutsches Nachrichtenangebot konsultieren kann, ohne vom neuerlichen Urteil zu erfahren, verstehe ich nicht.
Was macht den Fall so besonders?
Sind spin doctors im Spiel, Agenturen also, die dafür sorgen, dass der Fall in den Medien bleibt, um Druck auf die Justiz auszuüben? Vielleicht, aber wahrscheinlicher erscheint mir eine andere Begründung: Amanda Knox ist schön. Manche Journalisten entdecken in ihrer Aura etwas Geheimnisvolles; die Suche nach dem “Engel mit den Eisaugen” ergibt 224.000 Treffer auf Google (und jetzt noch einen mehr).
Wir mögen Geschichten – insbesondere solche, in denen tragische Todesfälle vorkommen – und wir mögen das Schöne, insbesondere, wenn es auch ein bisschen gefährlich ist, das kann man am Vampirhype der letzten Dekade leicht nachweisen. Leider mögen wir es offenbar auch, wenn sich Nachrichten, Geschichten und Projektionen, miteinander vermischen.
Das kann für die Betroffenen leider dann sehr tragisch enden – und zwar in echt.