In Sachen Jahresend-Favoriten-Listen bin ich ganz offensichtlich auf den Geschmack gekommen. Weil ich mit dem Artikel über die 5 hartnäckigsten Soßenflecken noch nicht ganz fertig bin, möchte ich heute auch anhand meiner 5 persönlichen Techniklieblinge dieses Jahres die konsumgestützte Zukunftsgläubigkeit feiern.
#1. ASUS T100 stellv. für Intel Bay Trail Convertibles
Ich glaube, so hat die Evolution sich das gedacht, mit den Rechnern. Oder zumindest ich. Ein Tablet mit einem 10 Zoll Bildschirm und ansteckbarer Tastatur. Perfekt, um es auf den Wannenrand zu stellen und in der Badewanne Maischberger zu schauen. Perfekt, um im Schwingsessel sitzend, die Beine auf dem Fußbänkchen, Blogbeiträge wie diesen zu verfassen. Perfekt, um Webseiten zu lesen und anzufassen. Leicht genug, um es überall mit hinzunehmen; handlich genug, um das auch zu tun. Ein Rechner, der nicht ningelt. Du klappst ihn auf und er ist bereit, kein Hochfahren, kein Warten. Der Akku hält 10 Stunden und lässt dich in Ruhe. Kein Netzkabel, das nach deinen Füßen angelt. Kein mechanischer Lüfter, der dir sein Leid heult. Keine Festplatte, die klickert. In Ruhe arbeiten. Und ja: Arbeiten. Auf dem T100 läuft echtes Windows 8. Also echtes Office, echtes OneNote und echtes Thunderbird. Ich bin begeistert (und tendiere daher möglicherweise dazu, die Nachteile zu übersehen. Als da wären: Kein DVD-Laufwerk, keine Gnade für Wurstfinger, perfektionierter Fingerabdruck-Magnetismus, Plastik-Finish und zero open source. Ach, und ein Preis von immerhin 379 Euro.) [Update: 18.04.2014: Die Geschichte ging böse aus. Details hier.)
#2. Wuala stellv. für verschlüsselte Cloudspeicher
Ich finde, man darf dem mulmigen Gefühl ruhig vertrauen, das aufkommt, wenn man sich vorstellt, seine Dokumente nicht mehr auf seinem Rechner sondern auf irgendeinem Rechner irgendwo auf dem Planeten zu speichern. Ich habe deshalb noch nie wirklich persönliche Dokumente in der Cloud gespeichert. Und dieser Herr Snowden hat auch anderen den Spaß daran mal so richtig verdorben. Dann habe ich Wuala entdeckt. Ein Cloudspeicher-Anbieter der alle Dokumente vor dem Hochladen verschlüsselt. Der gelobt, dementsprechend keinerlei Zugriff auf die bei ihm lagernden Dokumente zu haben. Dessen Server in der Schweiz stehen. Weit genug weg von Amerika also, dass man davon ausgehen darf, dass deren Geheimdienste keinen Zugriff darauf haben. Und der alle Möglichkeiten bietet, die ich mir wünsche: Synchronisation von Ordnern über mehre Geräte und Plattformen hinweg und zwar ohne Ziepen und Zicken diskret im Hintergrund. Die Dokumente, an denen ich zurzeit arbeite habe ich so immer griffbereit, wenn ich sie unterwegs einem Freund zeigen möchte um dessen Meinung zu hören. Die Freigabe von Dokumenten an andere Benutzer von Wuala funktioniert genauso wie die das Teilen von Daten mit den armen Menschen, die ganz ohne Wuala-Konto vor sich hin vegetieren. Dabei muss das doch nicht sein! Fünf Gigabyte gibt’s gratis. Und die Verschlüsselung nervt kein bisschen. (Man muss allerdings an sie glauben. Der Verschlüsselungsalgorithmus liegt nicht offen und kann daher nicht von unabhängiger Stelle geprüft werden, was sich jedoch bald ändern soll. Außerdem: Wuala gehört zu LaCie, LaCie gehört zu Seagate und Seagate unterliegt amerikanischer Gesetzgebung.)
#3. Nokia Mix Radio stellv. mitfühlende Musik-Empfehlungs-Algorithmen
Nokia Mix Radio war auf meinem Handy vorinstalliert aber ich habe die App ignoriert. Neulich war ich krank und habe mich sehr gelangweilt. Da habe ich mich verliebt. Mix Radio bietet, ähnlich wie Spotify, Rdio oder last.fm die Möglichkeit, sich eigene Radiosender zu basteln, die Musik bestimmter Künstler, Genre oder Themen abspielen. Das besondere an Mix Radio: eine Funktion namens „Play me“. Man wählt drei Bands aus, die man mag, drückt auf Play und ab geht der gelbe Wagen. Mag man einen Song, hebt man den Daumen, mag man ihn nicht, senkt man ihn. Der Algorithmus lernt außerordentlich schnell. Nach wenigen Stunden war ein Radiosender geboren, der nur mir gefällt, das allerdings sehr sehr sehr. Nokia Mix Radio hat meinen Musikgeschmack (weit über die drei ursprünglichen Bands hinaus) nach zwei Stunden besser verstanden, als mein Lieblingsmensch in einem Jahrzehnt. Mein musikalischer Horizont erweitert sich seither ständig, weil eben auch Musik von Künstlern gespielt wird, deren Namen ich noch nie gehört habe, mal ganz abgesehen von ihren Songs. Seit letzter Woche gibt’s diese Funktion auch für die Windows 8 App. Kleiner Wehrmutstropfen: Der Service ist nur auf Lumia-Telefonen kostenlos und kostet ansonsten 3,99 Euro im Monat.
#4. Qi stellvertretend für alle Standards zum kabelloses Laden von Geräten
Im März dieses Jahres versuchte Nokia Menschen zum Kauf ihrer Lumia-Telefone zu überreden, indem der finnische Konzern versprach, jedem gnädigen Käufer nach Registrierung eine Station zum kabellosen Laden ihres Telefons zu schicken. Ich hielt kabelloses Laden für einen albernen, verzichtbaren Marketing-Gag, aber weil ich gern Päckchen kriege, machte ich mit. Seitdem liegt eine kleine, rote Platte in meinem Wohnzimmer und mein Leben ist besser geworden. Erstens muss ich seitdem mein Handy nicht mehr suchen. Entweder habe ich es in der Hand oder es liegt auf der Platte. (An manchen Tagen, wenn ich mich gut fühle und Lust habe, etwas Verrücktes zu machen, nehme ich es auch mal mit nach draußen, das gestehe ich.) Zweitens muss ich mir seitdem keine Gedanken mehr um den Ladestand meines Handyakkus machen. Er ist immer ungefähr halb voll, außer morgens, da ist er ganz voll. Drittens muss ich mich nicht mehr darüber ärgern, dass ich mir auch nach einem halben Jahr täglichen An- und Absteckens nicht gemerkt habe, wie herum denn nun dieser verkackte Micro-USB-Stecker in diese bescheuerte Buchse gehört. Ein bisschen mehr Frieden in meinem Leben. Danke, Qi. (Viertens, aber das konnte ich noch nicht persönlich verifizieren, deswegen bin ich damit vorsichtig, heißt es, dass man sein Telefon Dank der eingebauten Induktionsspule auch auf Induktionskochfeldern aufladen kann, was in bestimmten Situationen bspw. als Koch, der sein Handyladegerät vergessen hat, sehr praktisch sein kann.)
#5. Bose Sound Link Mini stellvertretend für gute Bluetooth-Lautsprecher
Jeden einzelnen Tag staune ich über dieses Ding. Ich stehe ungläubig davor, drehe den Lautsprecher erst nach links und dann nach rechts und freue mich darüber, wie sich der Sound verändert. Es ist mir absolut schleierhaft, wie man so viel Hifi in eine Box kriegt, die nicht größer ist, als meine Hand (zugegeben: Ich habe große Hände.). Ich kapiere nicht, wie die das machen mit dem satten Bass und wie die das schaffen, dass die Stimmen und Instrumente so natürlich klingen, natürlicher, als auf meiner großen Stereoanlage. Ebenso rätselhaft ist mir aber auch, wie man so viel Masse auf so wenig Raum unterbringt. Ich verwende mein Handy auch als Internetradio für meine morgendliche Dosis Deutschlandfunk oder meine Lieblingsmusik (vgl. #3). Seitdem ich den Sound Link Mini besitze, muss ich nicht mehr den blechernen Monoknarz durch die Wohnung tragen sondern darf überall Premium-Beschallung genießen, während mein Handy auf der Ladestation liegen bleibt (vgl. #4). Dank einem Akku, den ich bisher noch nicht tot bekommen habe, sogar draußen. Was sich beim nächsten Trailwalker-Training als großer Spaß erweisen dürfte.
Sonderpreis der Fachjury: OpenPGP für Thunderbird
Ein Fachjurypreis, weil die Einrichtung nicht ganz so trivial ist, wie bei allen anderen technologischen Segnungen, die ich beschrieben habe. Hilfe von einem Freund, zum Beispiel von mir, wäre vielleicht angebracht. Einen Preis muss es aber geben, weil die Erweiterung fabelhaft läuft, wenn sie denn einmal läuft. Was sie kann: Sie verschlüsselt E-Mails. Und sie entschlüsselt sie wieder. Drei Freunden habe ich OpenPGP auf ihren Rechnern installiert, so dass jede Mail, die sie mir und sich untereinander schreiben automatisch verschlüsselt ist. Einziger Mehraufwand ist die Eingabe eines zusätzlichen Passworts. Halte ich für zumutbar, wenn dafür künftig nicht mehr jeder Hanswurst mitlesen kann.
Ein Gedanke zu „2013: 5 (plus 1) Technologien, die mein Leben besser gemacht haben“
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