Ich bekenne mich. Ich spiele Egoshooter. Ballerspiele. Killergames. Mit Blut und Leichen und dergleichen. Ich erschieße Computerzombies und manchmal erschlage ich sie auch mit der Rohrzange. Ich mach das zum ersten Mal in meinem Leben. Und finde es so mittel.
Mich hat die Story interessiert: In Bioshock ballert man sich durch ein schlechtgewordenes Utopia, das hier “Rapture” also Verzückung heißt, und einst der Ort großer Visionen war. Die Menschen, die sich hierher zurückgezogen haben wollten weder Gott dienen, noch einem Staatspräsidenten. Sie wollten ihr Streben nach Reichtum keinem sozialen Umverteilungsmodell unterordnen und die Wissenschaft nicht der Moral. Das ist natürlich schiefgegangen. Was unser Held nun mit rauchenden Colts ausbaden muss.
Ich will überhaupt nicht leugnen, dass das Spiel dreimal brutaler ist, als es zum erzählen der Geschichte nötig wäre. Ebenso bestreite ich nicht, dass man sich im Spielverlauf an diese Brutalität gewöhnt und selbst dazu übergeht sofort direkt auf die Köpfe der Pixel-Zombies zu zielen. Ich widerspreche auch nicht der These, dass die Hemmschwelle für Gewalt gegen echte Menschen dadurch sinkt obwohl ich das an mir noch nicht beobachtet habe.
Computerspiele bieten eine Möglichkeit kurzzeitig aus dem Alltag auszusteigen. Aber Bioshock erinnert mich auch daran, dass irgend was mit meinem Alltag nicht stimmen kann, wenn ich ihn so dringend hinter mir lassen muss. Indem es schonungslos und überzogen die Perversion vorführt, in die Idealismus umschlagen kann, wenn er ungebremst bleibt. Indem es mutierte Roboter auf mich loslässt, die frappierende Ähnlichkeit mit den größenwahnsinnigen, und verblendeten Halbstarken haben, die ich am Samstag bei DSDS bestaunen konnte. Und mit Lautsprecherdurchsagen wie: “Andrew Ryan stellt eine einfache Frage: Sind Sie ein Mensch oder ein Sklave?”