"Vom Idealismus alleine wirste nich satt!"

Stellen Sie sich vor, Sie hätten als 18-jähriger eine Bankausbildung begonnen und schon bald erkannt, dass Sie das erstens nicht interessiert und Ihnen zweitens deshalb keinen Spaß macht.
Sie hätten diese Ausbildung aber trotzdem zu Ende gebracht, weil Sie danach erzogen wurden alles zu Ende zu bringen, was sie angefangen haben. Stellen Sie sich vor, Sie hätten nach der Ausbildung als Finanzberater angeheuert, und es schlussendlich trotz der Bombenbezahlung nicht mehr mit Ihrem Gewissen vereinbaren können, Rentnern Investments in Technologiefonds aufzuschwatzen, obwohl diese sich diese Rentner vor Computern fürchten und nicht wissen, was das Internet eigentlich ist. Daraufhin hätten Sie schließlich gekündigt und ihren kopfschüttelnden Familienmitgliedern zum Hohn ein Kunststudium begonnen.

Nehmen wir nun an, sie würden gegen Ende dieses Kunststudiums erkennen, dass der ganze ästhetische Philosophiezauber Ihrem Geist und Ihrer Seele zwar sehr gut tut, Ihrer Brieftasche und Ihrem Bankkonto aber außerordentlich missfällt. Nehmen wir an, sie wären mittlerweile von zahlreichen treuen Freunden umgeben, die die 30 allesamt längst überschritten hätten und ähnlich wie Tarzan von Liane zu Liane, von Monat zu Monat und von unwürdigem Job zu Ausbeute hangeln würden, ohne ihren Dispo dabei jemals zu verlassen, und auch ohne zu gefeierten Kunst-Superstars aufzusteigen. Konkretisieren wir mit der Annahme, dass Sie selbst in den zurückliegenden fünf Jahren insgesamt 7.500 € mit Ihren Kunstwerken eingenommen haben. Also angenommene 1.500 € pro Jahr.

Gehen wir obendrein davon aus, dass Sie vor einem Jahr einen Nebenjob begonnen hätten. Sagen wir mal in einem Call-Center einer Bank. Ihnen lag nichts an diesem Job, an der monatlichen Gutschrift war Ihnen hingegen sehr gelegen. Gehen wir davon aus, Sie hätten sich in diesem Call-Center nun doch sehr engagiert und eingebracht, weil sie den Laden andernfalls  eines Tages aus purer Langeweile hätten anzünden müssen. In unserem Gedankenexperiement hat ihr Engament früchte getragen und Sie schließlich zu folgender finalen Situation geführt:

Ihnen wird ein Job angeboten. Ein richtiger. Ein spannender. Nicht in einem Call-Center, sondern wieder in einer Bank. 39 Stunden pro Woche, 30 Tage Urlaub pro Jahr und 32.000 € Jahreseinkommen. Als Einstiegsgehalt.

Wie würden Sie reagieren?

Ich werde mich bis morgen 12:00 Uhr entschieden haben.