Ich weiß nicht, ob dieses hier mein Leben ist.
Vielleicht bin ich wer anders.
Bestimmt zu etwas anderem als diesem hier.
Fehlgeleitet. Abgedriftet. Widrig.
Ich bin in all das hier nur so reingeschlittert.
Habe mich verlaufen, quasi.
Bin verirrt.
Falsch abgebogen.
Falsch.
Habe getrieft.
Den entscheidenden Moment verschlafen.
Zu lange gewartet.
Zu lange gehofft.
Zu lange untätig.
Kein heller Stern mehr,
keine Gunst der Stunde,
nicht zur rechten Zeit am rechten Ort
sondern zur falschen Zeit nirgendwo.
Kein glücklicher Zufall,
keine guten Beziehungen,
nicht von irgend wem in jungen Jahren entdeckt zu irgend etwas.
Hab mir die Zeit mit Büchern vertrieben.
Mit hoffen und träumen und denken und reden.
Und in der Tat:
Mit den Jahren sickert
Tropfen für Tropfen
wie Regenwasser durch Samttapeten
die Erkenntnis in mein Jetzt,
dass ich ebenso
normal
bin, wie die, denen ich es zeigen wollte.
Nicht ohne Talent zwar, aber kein Genie.
Nicht ohne Liebe, aber kein Heiliger.
Nicht ohne Mut und doch kein Krieger.
Fein gemacht.
Was erkannt.
Was gelernt.
Was begriffen.
Und nun?
Bürojob, 8 Stunden, 1.200 Euro?
Sozialarbeiter, 12 Stunden, 800 Euro?
Künstler, 24 Stunden, 0 Euro?
Religiös werden?
Depressiv werden?
Oder Verrückt?
Nein, nein.
Wie gesagt: Ich habe mir die Zeit mit Büchern vertrieben.
Und jedes, jedes einzelne antwortet:
Akzeptieren.
Annehmen.
Sich fügen.
Erkennen, dass genau dieses hier:
jetzt:
dieser Augenblick unter dem Licht meines hellen Sternes stattfindet.
Begreifen, das genau in diesem Moment:
jetzt:
in diesem Atemzug
die Gunst der Stunde liegt,
und dass es jetzt exakt die richtige Zeit
und hier genau der richtige Ort für mich ist.
Gott macht keine Fehler.
Ach,
doch religiös geworden unterwegs?
Na bitte.