Jeden Furz bei Facebook reinstellen, aber über Prism schimpfen. Here’s why.

„Ich verstehe nicht, warum du dich über die NSA-Bespitzelung so aufregst, wo du doch alle möglichen privaten Informationen über dich bei Facebook breit trittst.“
„Das ist etwas völlig anderes.“
„Das ist das Allergleiche.“

Ist es nicht. Weil ich es in den letzten Wochen gefühlte 93 Mal erklärt habe, hier ein letztes Mal schriftlich in ein Offline-Gleichis verpackt:

Das ist Facebook:
Ich habe einen Freund. Den kenne ich seit Jahren. Ich lade ihn zu einem lauschigen Abend auf meinem Balkon ein. Er hat eine neue Freundin. Die habe ich nur einmal kurz mit ihm auf der Straße getroffen. Er fragt, ob er sie mitbringen darf. Von mir aus gerne. Ich führe beide durch den Flur und das Wohnzimmer auf meinen Balkon. Wir haben einen lauschigen Abend. Ich erzähle Anekdoten aus meinem Urlaub. Aber ich verschweige jene, die zur dreitägigen Funkstille zwischen mir und meinem Mann geführt hat. Der Freund fragt, ob ich ein paar Nüsschen hätte. Klar, sage ich, im Wohnzimmer, linker Schrank, unterste Schublade, bedien‘ dich. Er bedient sich. Sie fragt, wo die Toilette ist. Weil sie noch nie bei mir war, zeige ich ihr den Weg. Sie fragt, wie es in meiner Beziehung so läuft. Super, sage ich. Als die Nüsschen alle sind und das Bier, geleite ich beide zur Tür. Vom Balkon aus winke ich ihnen nach.

Das ist Prism:
Eines Tages komme ich von der Arbeit nach Hause. Meine Wohnungstür war abgeschlossen. Auf meinem Bett liegt eine wildfremde Person und wedelt mit den Füßen. In aller Ruhe blättert sie in den Ordnern mit meinen Dokumenten. Als sie mich bemerkt, sieht sie kurz auf und rollt entnervt mit den Augen. Sie fragt mich, warum ich heute schon so zeitig von der Arbeit zurück sei. Sie könne nun wirklich nichts dafür, dass sie es noch nicht geschafft habe, alle durchwühlten Schubladen, Schränke und Kartons wieder so herzurichten, wie sie waren. Ich frage sie, was sie hier will und wie sie hier rein gekommen ist. Sie lächelt mütterlich und erklärt mir, dass mich das nun wirklich nichts anginge, aber selbstverständlich nur meiner eigenen Sicherheit diene. Als ich sie auffordere zu verschwinden, stopft sie sich ein Kissen in den Rücken. Sie sei noch nicht ganz fertig mit den Liebesbriefen. Aber mit den Depri-Selbstporträts aus dem Urlaub sei sie durch, die könne ich schon wieder ins Album sortieren. Als ich ihr androhe, die Polizei zu rufen, schlägt sie kichernd eine Hand vor den Mund.

5 Gedanken zu „Jeden Furz bei Facebook reinstellen, aber über Prism schimpfen. Here’s why.“

  1. Wohl aber skuril bleibt die Frage warum such die Fratzenbuch Fans aufregen wenn de amerikanische Geheimdienst auf die Daten eines amerikanischen Unternehmens zugreift welches per Definition darauf ausgelegt ist Datenströme zu bündeln und sehr private Informationen zu sammeln. Wobei vielleicht noch zu bedenken ist das viele Nutzer von Facebook eben nicht groß überlegen bevor sie posten.

  2. Ich freue mich immer über Kommentare, Bea, und auch über Links, die das Thema bereichern. Etwas mehr als der blanke Link, darf es beim nächsten Mal aber schon sein.

  3. Ich denke, dass Problem ist einfach, dass die Mehrheit sich nicht vorstellen kann, dass sie ins Visier geraten sind. Dieses typische “Ich habe ja nichts zu verbergen”-Gequatsche was die meisten auch noch glauben.

    Dem begegne ich immer mit den drei Gretchen-Fragen:
    Was verdienst du? Warum hast du solange gearbeitet? Wann hattest du das letzte Mal Sex?
    Und jedes kurze Zögern sofort ausnutzen: Was ist los? Warum antwortest du nicht? Verdienst du etwa was dazu das du das nicht sagen willst? Bist du sicher dass du gearbeitet hast? Was sagt deine Frau dazu, kannst du diesen Zweifel ausräumen? Was glaubst du was die Polizei sagt, dass es Gerüchte gibt dass du dein Geld anderweitig verdienst?

    Jeder hat was zu verbergen. Und ich verstehe nicht, wie es die Politik geschafft hat den Menschen einzureden, dass Privatsphäre und Kriminalität das Gleiche sind.

    @Bea:
    Die ersten zwei Absätze gelesen, aufgehört. Falls Sie meinen Kommentar nicht zensiert haben…. falls ich allerdings vermute.

Kommentare sind geschlossen.